Rundreise durch Nord-Äthiopien |
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Äthiopien ist ein Staat im Nordosten Afrikas. Der Name lässt sich aus dem altgriechischen ableiten und bedeutet frei übersetzt "das sonnengebräunte Gesicht". Mit 1.127.127 km² ist das Land das zehntgrößte Afrikas und fast dreimal so groß wie Deutschland. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 83 Einwohnern pro km², derzeit leben an die 95 Millionen Leute im Land. Äthiopien grenzt an den Sudan, Somalia, Eritrea, Kenia und Dschibuti, ist somit seit der Abspaltung von Eritrea ein Binnenstaat. |
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10.1.2015 Direkter Nachtflug Wien–Addis
Abeba |
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11.1.2015
Kurzbesichtigung von Addis Abeba
Um 14 Uhr findet die Stadttour statt, bis dahin haben wir "frei". Ich erkunde gleich die nähere Umgebung mit vielen Geschäften und Hotels. Auch eine erst vor ein paar Jahren erbaute Kirche gibt es zu bestaunen. Die Heilsarmee (oder irgend eine kirchliche Organisation) gibt Essen an Obdachlose aus, Gruppen von Kindern und Jugendlichen singen vor der Kirche tolle - wirklich tolle - Kirchenlieder und eine sehr junge Braut strahlt ihren doch um einiges älteren Bräutigam an.
Zum Essen kehre ich in einem Chicken-Hut ein, dann gehe ich zurück zum Hotel, die Rundfahrt beginnt. Wir fahren relativ zick-zack, vorbei am alten Präsidentenpalast hinter vielen Bäumen (trotzdem: NO FOTO!), vorbei am neuen Palast (ebenfalls hinter vielen Bäumen und NO FOTO!) und am Parlamentsgebäude (eh klar: NO FOTO!), sehen ein Denkmal an den Italienkrieg, viele Baustellen, schöne und weniger schöne Häuser - und sehr viele Obdachlose, die überall in den zahlreichen Parks herumliegen, auch auf den Grünstreifen zwischen den Fahrspuren.
Um halb 7 sind wir wieder beim Hotel. Ich esse nebenan Ethiopian Tibes (gebratenes Rindfleisch in würziger Sauce, dazu das nur auf den ersten Biss eigenartig schmeckende Fladenbrot. Eigenartig - naja,
ausschauen und anfühlen tut es sich wie ein sehr lange verwendeter Wette (Wischtuch von Format), schmecken leicht säuerlich, aber mit Fleisch und "Tunke" passt es schon. |
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12.1.2015 Flug nach Bahir Dar. Bootsfahrt zu den Insel-Klöstern auf dem Tana See. Nachmittags Fahrt zu den Wasserfällen des Blauen Nils.
Und der "Spaziergang" von einer guten Stunde ist sehr toll. Eine Brücke aus dem 16. Jahrhundert und einige kleine Dörfer sind am Wegesrand zu sehen.
Äthiopien PUR. Für sehr geringes Trinkgeld können die tollsten Fotos von den Menschen und ihren "Häusern" geschossen werden. Nur ein Choleriker in der Gruppe kriegt einen Anfall und heißt unseren Istvan alles. Es geht ihm eindeutig zu schnell. Dabei steht und schaut er alle 100 Meter und vergisst ganz aufs Gehen.
Ein paar Jungs aus einer kleinen Siedlung hängen sich uns an und wollen alles Mögliche verkaufen: Flöten, einfach gewebte Tücher, "seltene" Steine. Und einer ist besonders lästig, der will unbedingt meine Schuhe haben. Ich verschenke ein paar Kullis und Feuerzeuge, die Schuhe will er immer noch. Immer wieder erklären uns die Jugendlichen, dass sie Englisch-Studenten sind und für die Schule Geld brauchen. Auf die Frage, wo sie "studieren", gibt es keine Antwort, auch auf die Frage, warum heute schulfrei ist ...
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13.1.2015 Landschaftlich schöne Fahrt nach Gondar. Besichtigung der mittelalterlichen Schlösser und Paläste König Fasiledas.
180 km asphaltierte Straße nach Gondar sind anschließend zu bewältigen. Wieder Eindrücke massivst unterwegs, ich kann mich an den Hütten am Straßenrand nicht sattschaun. Die Landschaft ist auch interessant, wir fahren doch einiges über 2000 m Seehöhe durch sehr viele Getreidefelder, einige größere Dörfer. Und bei jedem Foto-Stopp (ja, wir sind wie die Japaner :-) tauchen sofort aus dem Nichts Kinder auf, verkaufen Papiertaschentücher oder Kaugummis, betteln jeden Mister um Money an (fast alle sind Studenten, auch schon mit 5 Jahren ...)
Um 14 Uhr erreichen wir die 250.000 Einwohnerstadt Gondar, ehemalige Hauptstadt, jetzige Universitätsstadt (großes UNI-Krankenhaus). Irgendwie hat die Stadt Großstadtcharakter, obwohl sie von vielen Blechbuden und Strohhütten beherrscht wird. Und
immer wieder sieht man moderne Hochhäuser mit Glasfassaden. Die alte Kaiserstadt liegt eingebettet zwischen Bergen auf einer Höhe von 2133 m. In Gonder befinden sich zahlreiche historische Gebäude und Kirchen. Das eindruckvollste imperiale Gebäude ist der Palast des Kaisers Fasilidas, der trotz des Bombardements der Briten im Befreiungskampf von 1941 noch sehr gut erhalten ist.
Sehr schön auch die Debre Brihan-Selassiekirche und besonders das kleine Schloss von König Fasilidas mit einem großen Wasserbecken. Schaut irgendwie aus wie ein kleines Loire-Schloss. Ein toller Beweis der äthiopischen Tribünenbaukunst ist auch zu sehen. Die Vorbereitungen für das große Kirchenfest sind voll im Gang. Natürlich bin auf die Tribüne hinaufgegangen, sie macht absolut keinen Wackler und ist sicher sicherer als manche Eisenkonstruktion bei uns ...
Zum Abendessen fahren wir wieder ein Stück, im Hotel haben wir nur Mittagsbuffet gehabt. Das GONDAR LANDMARK HOTEL mit seinen 4 Stockwerken ohne Lift ist eher eine Bude, schaut aus, wie von den Ostdeutschen in der Hohneckerzeit erbaut. Aber egal, sind eh nur eine Nacht da. Aber wenigstens haben wir von den Zimmern im 4. Stock einen guten Ausblick über die Stadt. |
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14.1.2015 Durch die Simien Berge, über den Wokefit Pass und durch die Tekeze Schlucht nach Axum.
Die haben hier überhaupt sehr weite Wege, wenn sie in die nächste größere Ortschaft wollen. Oder auf eines der vielen Getreidefelder. Irgendwo und irgendwann in einem größeren Dorf haben wir einen Zwangsaufenthalt, ein Reifenschaden links vorne "bremst" uns. Sofort sind viele Einheimische rund um den Bus, es dauert ca. eine halbe Stunde und der Reifen ist gewechselt. Hoffentlich hält der neue Reifen, weil einen zweiten haben wir natürlich nicht. Wir Weiße sind natürlich für Kinder des Dorfes die absolute Sensation, sie umringen uns, nehmen uns an der Hand und schauen uns mit ihren großen Augen an. Und die Displays auf den Fotoapparaten haben es ihnen auch angetan. Wie sie wohl schauen würden, wenn jemand ein Tablett zum Bilder zeigen verwenden würde?
Weiter geht die Fahrt, und nach etwa einer Stunde hören wir in jeder Rechtskurve vorne links ein komisches, schleifendes Geräusch. Klingt nach Radlagerschaden. Der Fahrer bleibt stehen und sieht nach dem Reifen, auch wir steigen aus und vertreten uns die Beine. Und müssen feststellen, dass die linke Felge sehr heiß ist. Doch unbeirrt fahren wir weiter, zum Glück gibt es "wenige" Kurven und so erreichen wir wieder eine größere Siedlung. Während wir in einem "Hotel" unser Lunchpaket verspeisen, macht sich der Fahrer auf die Suche nach einer Werkstätte, um das Radlager zu wechseln. Und das Wunder geschah: keine Stunde später war der Bus repariert wieder fahrbereit. Weiter geht die Fahrt auf den 3000 Meter hohen Wokefit-Pass. Die Straße ist manchmal sehr schmal, zum Glück kommt aber genau dort meistens der Gegenverkehr .... Der Abgrund am Straßenrand eröffnet herrliche Ausblicke in tiefe Schluchten. Auf gut der Hälfte der Strecke ist dann Baustelle, die Straße wird teilweise begradigt und verbreitert. Was natürlich unser Tempo weiter verringert. Und bei einem steilen Ausbaustück haben wir fast eine Stunde Zwangspause, es wird Abbruchmaterial mit schwerem Gerät beseitigt.
Wir erreichen dann die höchste Stelle unserer Fahrt auf 3200 m, hier gibt es Panorama pur - dann geht's wieder hinunter und weiter durch die Tekeze-Schlucht. Wer den Film "Lohn der Angst" kennt, weiß, wie wir uns fühlten. Wieder unten im "Tal", sehen wir viele Weihrauch- und Baobab-Bäume (Affenbrotbaum), überqueren eine abenteuerliche Brücke bei einem noch abenteuerlicheren Dorf und machen Fotostopp. Im Nu sind wir wieder von Kindern umringt, die uns um Money anbetteln. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich der Ortspolizist auf und vertreibt die Kinder mit scharfen Worten, unterstützt von Schlägen mit einem Stock. Kurz nach diesem Dorf ist die Straße wieder asphaltiert und es geht etwas flotter. Wir fahren jetzt auf einem Hochland in etwa 2700 Meter, viele Hirsefelder auf beiden Seiten der Straße, und immer wieder abenteuerlich anzusehende Häuser. Eines dieser Wohnhäuser besuchen wir, es leben hier die Eltern mit 4 Kindern und ihren Hühnern und Ziegen. Auf ca. 200 m² Grund (nicht Wohnfläche) in einem ca. 15 m² "Haus", im Nebengebäude sind Tontöpfe mit Getreide untergebracht, der Hund liegt wie Snoopy am Dach und schaut uns gelangweilt zu.
Es wird langsam dunkel - und wir erreichen unser Ziel: Aksum, wo wir im SABEAN HOTEL AXUM für 2 Nächte einchecken. |
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15.1.2015 Axum ist die Geburtsstätte der äthiopischen Zivilisation (UNESCO Weltkulturerbe). Hier gibt es gigantische Stelen und Ruinen und u.a. das Gebäude, in dem laut Legende die sagenumwobene Heilige Bundeslade mit den Tafeln der Zehn Gebote aufbewahrt wird.
Wir besichtigen König Kaleb`s Grabmal, die Überreste des Bades der Königin von Saba und das archäologische Museum. Sehr interessant auch die Tsion Mariam-Kirche. Das Gebäude, in dem laut Überlieferung die (äthiopische Version) der Bundeslade aufbewahrt wird, ist streng bewacht und eingezäunt, Frauen dürfen dort nicht einmal in die Nähe. Auch ist das angeschlossene Kloster für Frauen verboten.
Nach dem Mittagessen besichtigen wir noch die etwas außerhalb von Aksum liegenden Reste des Palastes der Königin von Saba, der beherrschenden historischen Person dieser Gegend. Am Rückweg zum Hotel steige ich in der Altstadt aus und spaziere durch den tollen Markt. Natürlich gibt es auch Sachen Made in China, aber vor allem viele Artikel, die hier hergestellt werden, wie Blechgeschirr, Holzarbeiten - und natürlich viel Obst, Gemüse und Gewürze. Die Altstadt ist einfach Spitze, die Leute freundlich, teilweise aber doch ziemlich aufdringlich. |
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16.1.2015 Inlandsflug nach Lalibela. Besuch der Schule und Felsenkirchen, die schon seit mindestens 800 Jahren das spirituelle und religiöse Zentrum des Landes darstellen.
In Lalibela ist ein riesiges Bau-Camp angesiedelt, Chinesen bauen hier an einer Überlandstraße. Allerdings nur mit eigenen Leuten, die extra aus China eingeflogen werden, einheimische Arbeitskräfte werden nicht angestellt. Die Stadt liegt auf einigen Hügeln verstreut, es herrscht sehr reges Leben. Wir kommen zu unserem MOUNTAIN VIEW HOTEL LABILELA, von wo aus wir einen traumhaften Ausblick über das Hochland haben. Und in ca. 1 km Entfernung steht das futuristische Speiselokal, das eine 70jährige Engländerin vor ein paar Jahren errichtet hat. Wir haben dort unser Abendessen, es war alles vom Feinsten. Eigentlich nicht zu glauben, dass wir in einem der ärmsten Länder der Erde sind.
Nachdem wir unsere Koffer in den Zimmern verstaut hatten, fuhren wir zu den Felskirchen. Seit mindestens 800 Jahren sind diese Kirchen das religiöse Zentrum Äthiopiens und werden heute noch für Gottesdienste benutzt. Die Kirchen wurden von König Lalibela in Auftrag gegeben und auf die Art erbaut, dass auf dem Tuff-Felsplateu die Grundrisse der Kirche ausgesteckt wurden. Dann begann man rund herum das doch relativ weiche Gestein auszuheben, bis nur mehr der Block der Kirche übrig blieb. Der wurde dann von unten weiter ausgehöhlt und bearbeitet, bis die mehrstöckigen Kirchen fertig waren. Die "versenkten" Kirchen waren daher einerseits gut gegen die Stürme in immerhin 2.500 Meter Seehöhe geschützt, andererseits waren sie von angreifenden Feinden nicht leicht zu entdecken und damit auch nicht zu zerstören. Aus dem Aushubmaterial entstanden viele Häuser in der Umgebung, der Rest wurde in den umliegenden Tälern deponiert.
In Lalibela leben heute noch sehr viele Menschen in Hütten, wie vor hunderten Jahren. Im Erdgeschoss ist der Unterstellplatz für die Tiere, die Leute wohnen im 1. Stock. Vor einigen Jahren wurde jedoch begonnen, die Leute in "normalere" Häuser umzusiedeln, viele der alten Hütten wurden renoviert und sind heute ein touristisches Highlight.
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17.1.2015 Weitere Kirchenbesichtigungen in Lalibela - und Spaziergang durch den Markt.
Am Rückweg von den Kirchen können wir durch den Markt gehen. Einmal im Monat kommen von den umliegenden Dörfern und den weit verstreuten Siedlungen bzw. Einzelhütten die Leute hier zusammen, um zu kaufen und verkaufen. Hauptsächlich werden Schafe, Ziegen, Hühner, Esel und diverse Getreidesorten verkauft bzw. getauscht, aber auch einen Händler mit original chinesischen Sandalen in knallrot bzw. giftgrün haben wir gesehen. Der Spaziergang durch diesen Markt mit seinen 1000en Leuten war sicher einer der Höhepunkte der Reise.
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18.1.2015 Flug nach Addis Abeba, Besuch des Timkat-Festes, Abschieds-Dinner mit Folklore und Transfer zum Flughafen
Danach Fahrt zum Flughafen, die übliche Warterei bis zum Abflug nach Addis Ababa. Und wieder: ein traumhafter Ausblick auf das äthiopische Hochland mit den riesigen Bergen, den flachen Hochebenen und extrem tiefen Schluchten. Deutlich zu sehen auch die vielen einzelnen Hütten und Ackerbau-Flächen.
Die Prozessionen werden von tausenden Gläubigen unter Gesängen und Gebeten begleitet. Kirchliche Insignien, große silberne Kreuze, prachtvolle Festkleidung sowie kostbare Sonnenschirme aus Samt und Brokat blitzen aus dem Prozessionszug hervor. Spezielle Gottesdienste werden dann an den Taufstellen abgehalten, wo sich die Gläubigen zu den Zeremonien versammeln.
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19.1.2015 Nachtflug von Addis Abeba nach Wien So um ein Uhr hab ich ein Tabletterl geschluckt, den Start um halb 2 hab ich gar nicht mehr mitbekommen. Zum Essen gegen 4 Uhr wurde ich geweckt, hab mich aber nur "umgedreht" und weiter geschlafen, bis ca. 1 Stunde vor der pünktlichen Landung in Wien. Der Koffer war auch da, dann begann erst die richtige Weltreise. Mit der S7 nach Rennweg, weiter zum Südbahnhof, dann nach Villach. Dauerte alles zusammen länger als der Flug von Addis Ababa nach Wien .... |