HUNDESCHLITTENTOUR in LONGYEARBYEN
HAUPTSTADT DER POLARINSELGRUPPE SPITZBERGEN
78,2° nördliche Breite

Spitzbergen ist eines der größten unberührten Stücke Natur der Erde und erstreckt sich von 74 ° bis 81 ° Nord. Bekannt ist die Inselgruppe seit ca. 1200 in isländischen Schriften (als SVALBARD bezeichnet = die kalte Küste). Entdeckt wurden die Inseln 1596 von Willem Barentz, in den folgenden Jahren gab es hier internationalen Walfang, russische und norwegische Winterjagd. Bald wurden die reichen Kohlevorkommen entdeckt und unter John M. Longyear (Namensgeber der Hautptstadt) begann der Abbau in mehreren Gruben, die von verschiedenen Ländern betrieben wurden. Heute sind nur mehr einige Untertagsabbaugruben in Betrieb.
Es gibt in der lebhaften Hauptstadt 3 Kindergärten und eine Schule, die alle Stufen bis zur Matura bietet. Im Uni-Zentrum wird von internationalen Studenten Biologie, Geophysik und Geologie studiert.
Gemeinschaft wird gross geschrieben, es gibt mehrere fixe Veranstaltungen im Jahr: das Jazzfest Anfang Februar, die Rückkehr der Sonne wird Anfang März mit Ausstellungen, Revues, Motorschlittenrennen gefeiert, es gibt den internationalen Ski-Marathon, den Spitzbergen Marathonlauf und Blueskonzerte zu Beginn der Polarnacht. Das sehenswerte Svalbard-Museum ist ganzjährig geöffnet, weiters gibt es eine Galerie, ein Luftschiff-Museum, die Svalbard-Kirke.
Die Sporthalle wurde 2007 großzügig umgebaut, ein großes Schwimmbad mit Sauna rundet das Angebot ab. Auch zwei Fußballplätze stehen zur Verfügung. Vielleicht verirrt sich der ÖFB einmal hierher - und gewinnt ein Testspiel.
Die Temperaturen variieren in Spitzbergen sehr stark, der Rekord wurde 1986 mit - 46,3 Grad gemessen, im Juli 1979 wurden + 21,3 Grad erreicht. Während meiner Woche hatte es zwischen - 3 und -14 Grad bei wenig Wind. Viele interessante Details über das touristische Angebot findet man hier: www.svalbard.net
Buchungen sind u.a. über www.diamir.de oder www.nordwindreisen.de möglich, der Preisvergleich zahlt sich auf alle Fälle aus, da ja Norwegen überhaupt ein sehr teures Land ist. Da hilft auch nicht viel, dass Spitzbergen Zollfreizone ausserhalb Schengen ist - die Preise für Alkohol sind sehr hoch, auch die Lebensmittel kosten um einiges mehr als bei uns. Besonders teuer ist Obst und Gemüse.
Longyearbyen hat ca. 2000 Einwohner, von denen ca. 230 in die Grubensiedlung Svea pendeln. Im internationalen Forschungszentrum Ny Alesund arbeiten je nach Jahreszeit bis zu 100 Leute, die russische Bergbauzentrale in Barentsburg hat an die 500 Einwohner. Zwischen den einzelnen Ansiedlungen gibt es keine Straßenverbindungen, der Transport erfolgt hauptsächlich mit Motorschlitten (pro Einwohner ist ein Motorschlitten vorhanden !), Schiffen und Hubschraubern - und ein sehr wichtiges Verkehrsmittel (nicht nur für den Tourismus) sind die Hundeschlitten. Gespanne mit bis zu 12 Zughunden sind keine Seltenheit.
Das Wetter:
www.wetteronline.de
Samstag, 30.1.2010
Abflug pünktlich um 8:25 von Klagenfurt, 40 Minuten später in Wien gelandet. Bis zum Weiterflug nach Oslo nur 50 Minuten Zeit, daher gleich zum Check-In. Fensterplatz beim Notausgang hab ich mir bereits in Klagenfurt organisiert, wäre aber auch so in der nur halb vollen Fokker 100 kein Problem gewesen. Unterwegs zwei Streichkäsebrötchen von Do&Co mit Kaffee und Apfelsaft verspeist und zu Mittag bei minus 13 Grad und leichtem Schneefall in Oslo gelandet.
Zum Hotel wollte ich eigentlich gehen, aber da es doch an die 3 km laut Internet sind, nahm ich mir ein Taxi zum Gardermoen Airport Hotel. Zahlte ergiebige 330 NOK für laut Taxameteranzeige 6 km (?) und erfuhr an der Rezeption, dass ich im falschen Hotel gelandet bin. Und zwar im Comfort Gardermoen Airport Hotel, die natürlich von mir nichts wussten. Also, Taxi her und um weitere 220 NOK zum richtigen Hotel gefahren. Hat mich der arabische Taxler doch glatt zum falschen Hotel gebracht, obwohl ich ihm die Buchung gezeigt hab. Naja, die war halt nicht auf arabisch geschrieben. Hotel alles bestens, hab mir das Schifliegen von Obersdorf angeschaut, am Abend einen tollen griechischen Salat samt Cappuccino verspeist und gegen 21 Uhr war Licht aus angesagt. Wetterprognose für Spitzbergen: ca. 5 Grad minus ....
Sonntag, 31.1.
Ohne Wecker gegen halb 7 aufgewacht, das Frühstücksbuffett geplündert und um 8 Uhr mit dem Shuttle zum Flughafen gefahren. Eingecheckt, Fensterplatz auf der rechten Seite zwex Sonnenaufgang gekrallt und auf den Abflug nach Tromsoe gewartet. Temperaturen: Oslo minus 17, Tromsoe minus 10 und Longyearbyen (78,2 Grad nördl. Breite) minus 5 Grad. Je weiter nördlich, desto wärmer. Ist das eigentlich korrekt ?
Der Flug nach Tromsoe war ruhig, die Sonne lachte vom Himmel. Von den gut 160 Passagieren stiegen über 100 in Tromsoe aus, fast gleich viele stiegen wieder zu - die Maschine war fast voll für den Flug nach Spitzbergen. Langsam, aber sicher kamen wir in die Dämmerung, obwohl es erst 13 Uhr war - und wolkig. Die Sonnenstrahlen verschwanden Richtung Norden in einem immer schwächer werdenden Lichtkeil und bei der Landung war es dunkel wie bei uns zu Hause um 18 Uhr.
Passkontrolle und so gab es keine, einfach raus aus der Abfertigungshalle. Und dann haben wir uns getroffen: zwei Deutsche aus Bremen und ein Einzelner aus Marburg in der Nähe von Frankfurt. Abgeholt wurden wir von Seni, einer nicht Deutsch sprechenden Finnin, die in Spitzbergen arbeitet. Als erstes machten wir eine Besichtigungsrunde durch die ca. 2000 Einwohner zählende Hauptstadt Longyearbyen, sahen vom Auto aus alle wichtigen Gebäude wie Kindergarten, (die nördlichste) Universität und auch aufgelassene Kohlebergwerke. Unser Quartier - eine Husky-Farm, ist ca. 10 km ausserhalb. Ein flaches Wohngebäude und Zwinger für 95 Hunde hinterm Haus. Gästebetten sind 5 vorhanden, gut dass ich ein Einzelzimmer bestellt habe. Die zwei deutschen Männer wohnen in einem ca. 8 m² Zimmer, Gisela neben mir auf ebenfalls 8 m², meines ist gleich groß. In der Gemeinschaftsküche sitzen wir dann mehr oder weniger sinnvoll herum, das übliche Abtasten halt. Und eines ist mir gleich aufgefallen: es gibt KEINEN Fernseher, auch Radio ist keiner vorhanden. Sanna arbeit am Notebook und auf meine Frage nach Internet erfahre ich, dass sie alles hier vorbereiten muss und dann in Longyearbyen versenden kann. Mobiles Internet über das Handy wäre problemlos möglich, aber halt auch entsprechend teuer.
 
Gesprochen wird Englisch, auch von den Gastleuten. Die Haushälterin Seni ist Finnin, die es hierher verschlagen hat, Anton (der Chef), Sigurd und Sanna, ebenfalls Finnin, gehören noch zur "Mannschaft". Die beiden Deutschen sind Ärzte - Christian mit seinen 190 cm und tief liegenden, ausgeprägtem Schwerpunkt ist praktischer Arzt, Mathias arbeitet bei einer Krankenkasse als Gutacher für Pensionsantritte. So schaut er auch aus. Seine Begleiterin ist als Bio-Laborantin tätig.
Die Seite von Priitta und Anton: http://www.spitsbergenexperience.com/
Wir trinken Kaffee, um 17 Uhr gibt es Abendessen: Tomatensuppe mit norwegischem Fladenbrot, dann gedämpftes Rentierfleisch mit Kartoffel- und Kohlrabipürree. Nachspeise: Joghurt mit Waldfrüchten. Nach dem Essen findet die Hundebesichtigung und Anprobe der Bekleidung statt. Warme Stiefel, dicke Hose und noch dickere Jacke, ein Windbreaker sowie Sturmhaube, Handschuhe, Stirnlampe, alles wird gestellt. Haben alle natürlich viel zu viel Gewand mit, aber egal.
Die Huskys sind verspielt und sehr zutraulich, haben eine riesen Freude beim Bauchkraulen. Der Wind bläst ziemlich fest, es ist trotz nur 3 Grad Minus ziemlich ungemütlich. Wir sitzen noch bis nach 20 Uhr bei Tee und Kaffee, dann ist Bettruhe angesagt. Sind alle ziemlich müde, Landarzt Christian hat sich die Hotelübernachtung in Oslo gespart und die Nacht am Flughafen verbracht.
Montag, 1.2.
Gut bis 7 Uhr geschlafen, dann noch bis gegen 8 nachgelegen. Frühstück um halb 9, danach gings los. Hunde anleinen, Gurte anlegen und eine kurze Einführung von Anton. Um halb 11 dann die erste Ausfahrt - 5 Gespanne mit 6 bzw. 7 (Christian) Hunden. Mathias bleibt daheim, er ist gestern am Glatteis ausgerutscht und hat sich seine linke Schulter lädiert.

Wir stehen hinten am Schlitten, die Hunde zerren vorne voller Ungeduld - und dann LOS. Es dauerte nur ein paar Meter und Christian lag schon im Schnee - bei der ersten Kurve hat er den Schlitten umgelegt. Ist am Anfang ja gar nicht so einfach, die Balance auf unbekanntem Terrain zu halten. Knappe 2 Stunden fuhren wir durch die Winterlandschaft, ausser zwei Rentieren sahen wir nichts und niemanden. Kurze Teepause, dann wieder zurück zum Camp. Bei einer etwas steileren Abfahrt flog Christian wieder zwei mal aus der Kurve, Gisela einmal.
Nach gut 4 Stunden waren wir wieder zurück, 30 Kilometer war unsere heutige Ausfahrt. Hunde ableinen und auf die Hütten aufteilen, dann die Schlitten für morgen startklar gemacht. Und Christian hat sich bei einem seiner Stürze das Knie ziemlich verdreht. Gut schauen wir aus .... Jetzt um halb 5 - draussen ist es schon stockfinster - sitze ich mit den beiden Finninnen und Gisela in der Küche, die zwei Ärzte liegen im Bett mit ihren Schmerzen. Zum Abendessen gibt es Pilzsuppe, dann Spaghetti mit Sugo und Rentierfleisch, als Nachspeise Sacherschnitten und Kaffee.
Gegen 19 Uhr beobachten wir dann das Polarlicht, Christian baut seine Spiegelreflex am Stativ auf und fotografiert mit 20 Sekunden Belichtungszeit, die Fotos besichtigen wir dann gleich auf meinem Netbook.
Ich schneide die ersten Filmszenen zusammen, dann wird auch Film geschaut und um ca. 20,30 ist Bettruhe angesagt.
Dienstag, 2.2.
Heute bleibt Dr. Christian zu Hause, sein bei einem der drei gestrigen Stürze verletztes Knie macht ihm ziemlich zu schaffen. Waren es gestern - 4 Grad, so haben wir heute - 9 Grad, Windchill - 19 Grad laut hauseigener Wetterstation. Keine Wolke ist am Himmel, als wir wieder so gegen halb 11 losfahren, die gleiche Strecke wie gestern - und kurz vor 15 Uhr sind wir wieder zurück, heute ist niemand vom Schlitten gefallen.
Ist es beim Hundeanleinen noch dunkel, so wird es ab 11 Uhr ziemlich rasch hell, der Himmel leuchtet in tiefem Blau. Zwischen 12 und 13 Uhr ist es schon fast so hell, als ob die Sonne nur hinter Wolken verschwunden ist. Und um ca. 14 Uhr wird es wieder dunkler, ein paar hell leuchtende Sterne sind am Himmel schön zu sehen.
Nach einer ausgiebigen Dusche gibt es um 17 Uhr das Abendessen - Frühlingssuppe, so eine Art Hühnerschnitzel mit Gemüse und Reis, den sich die Einheimischen und natürlich auch die Deutschen mit Tunke verfeinern. Deutsche Kultur auch fast am Nordpol. Um 19 Uhr können wir wieder tolle Polarlichter bestaunen (Christian fotografierte als einziger), das Sternbild des großen Wagen steht direkt über uns, der Polarstern ist auch ganz nahe, schliesslich sind es ja bis zum Nordpol nur ca. 1000 km Luftlinie.
Gegen 21 Uhr vertschüsse ich mich ins Bett und schlafe bis kurz nach 8, grad rechtzeitig zum Frühstück bin ich wieder einsatzbereit.
Mittwoch, 3.2.
Frühstück wie gehabt, 3 Tassen Kaffee, 4 Brote mit Salami, ein Brot mit Fischaufstrich. Um 10 Uhr fahren wir nach Longyearbyen, heute steht die Stadtbesichtigung am Programm. Wir werden bei der Galerie abgesetzt - und haben "Glück", offen ist erst in einer guten Stunde. Ich trenne mich von den Deutschen und mach mich auf eigene Faust auf Fototour. Kindergarten, Spielplätze, Sportplatz , viele Motorschlitten, einige Fahrräder und relativ nichts sagende Häuser. Ganz interessant die Bergstation von der Kohleseilbahn, die Aussicht von dort oben auf die Stadt ist toll.

Nett auch die Kirche. Beim Kindergarten nebenan erklärt mir eine Tante, dass das Fotografieren und Filmen der Kinder verboten ist. Um 15 Uhr kaufe ich dann ein paar Souveniers (die übliche Kaffeetasse, ein T-Shirt und Magnetics). Um 16 Uhr steht dann die Besichtigung des nicht uninteressanten Museums am Programm - mit Überblick über die Tierwelt dieser Gegend und der Geschichte des Kohlebergbaues. Ich spaziere mit Christian noch zum Ufer, er testet die Temperatur und den Salzgehalt des hier wegen dem Golfstrom nicht zugefrorenen Meeres.
Um 17 Uhr sind wir wieder in der Huskyfarm und essen bald danach eine gebratene und mit Käse überbackene Kranz-Extra, als Nachspeise gibt es "WAL"nuss-Eis. Und gegen 21 Uhr hau ich mich ins Bett.
Donnerstag, 4.2.
Heute gehen wir es nach dem Frühstück etwas gemütlicher an, das Tagessoll ist nicht all zu groß. Etwas nach 10 Uhr starten wir und sind ca. 1,5 Stunden später bei der Eisgrotte. Einfach toll, diese Grotte. Ist etwa 300 lang und reicht ca. 25 Meter in die Tiefe am Ende einer Muräne. Bizzare Eiszapfen bieten ein tolles Schauspiel. Gehen kann man nur mit Schneeketten an den Schuhen, auch Helmpflicht ist angesagt. Und manche Passagen müssen kriechend bewältigt werden - natürlich mit größter Vorsicht und ohne die fragilen Eiszapfen zu zerstören.
Nach etwa einer Stunde steigen wir wieder ans Erdobere und machen uns auf den Heimweg. Hell wurde es den ganzen Tag nicht, es ist wolkig bei minus 2 Grad. Und zum Glück hab ich gestern in Longyearbyen alles fotografiert, was sehenswert war. Weil wer weiss, wie das mit dem Wetter weitergehen wird. Gefahren sind wir heute 20 km. So gegen 16 Uhr essen wir Broccolicremesuppe als Lunch, fürs Abendessen liegt in der Küche ein 3,5 kg Lachs bereit. Dazu gibt es Reis, Soja- und Fischsauce, als Nachspeise tollen Apfelkuchen und das restliche Eis von gestern.
Und gegen 19 Uhr findet dann die Einweisung (Isomatte, Schlafsack und dem Notfallsack samt Notfallzelt) für die Übernacht-Tour statt. Viel eigenes Gepäck dürfen wir nicht mitnehmen, nur zusätzliche warme Unterwäsche und Socken. Und natürlich die Fotoausrüstung. Wir hängen die Säcke über Nacht zum Auslüften in der Wohnküche auf.
Zuerst werde ich mit Christian zusammen für ein Zelt nominiert, Gisela soll mit Dr.Mathias in ein Zelt. Das verweigert sie jedoch und schlägt vor, er soll wieder mit Christian zusammen schlafen, weil sie ja schon aneinander gewöhnt sind. Sie will mit mir das Zelt teilen. Eigenartige Situation, die Spannung ist spürbar, Mathias wirkt ziemlich zerknittert ...
So, bald ist es 20 Uhr und mein Bett ruft. Bleibt nur zu hoffen, dass es morgen auch nicht viel kälter ist als heute. Weil bei minus 15 oder so im Zelt dürfte nicht allzu gemütlich sein. Aber wie heisst es so schön: abwarten und Kaffee trinken.
Freitag, 5.2.
Sanfte minus 3 Grad in der Früh, aber Nebel und Sicht von ca. 200 Meter. Frühstück wie immer um halb 9, dann gegen 10 Uhr machen wir die Hunde und die Schlitten fertig. Kommt ziemlich viel an Gepäck zusammen, allein die 6 Schlafsäcke plus Isomatten nehmen viel Platz ein. Dann noch die Zelte, Kerosinofen, Geschirr, persönliche Gegenstände - und nicht zu vergessen: das Futter für die Hunde. Da haben wir heute viele: alleine der große Schlitten von Sigurd mit viel Gepäck wird von 11 Hunden gezogen, Mathias, Gisela und ich haben je 6, Christian hat 7 und Sanna, die auch einiges an zusätzlichen Gepäck verladen hat, wird von 9 Hunden gezogen. Um 11 Uhr kommen wir weg und bei leichtem Schneefall, aber echt angenehmen 3 Grad minus kommen wir gut voran, bis wir so um 14 Uhr mitten im Niemandsland unsere Mittagspause verbringen. Zu sehen ist nichts ausser Nebel und Schnee rund um uns, in der nahen Ferne leuchten 2 Scheinwerfer von Motorschlitten ab und zu durch den Nebel. Und zwei Rentiere spazieren ca. 150 Meter von uns entfernt durch die Dämmerung.
Gegen 17 Uhr erreichen wir unseren Platz für die Nacht. Wir bilden mit den Gespannen so eine Art Wagenburg und Sigurd weist uns in das Verhalten im Zeltcamp ein, besonders intensiv sind die Sicherheitsvorkehrungen betreffend Polarbären. Er selbst hat eine Signalpistole umgeschnallt, den scharfen Revolver hat er in der Brusttasche, damit der nicht zu kalt bekommt - was womöglich eine Ladehemmung verursachen kann. Sanna hat ihr Gewehr immer in der Nähe, das gibt uns Urlaubern schon ein gutes und sicheres Gefühl. Wir versorgen die Hunde, dann werden die zwei Schlafzelte für Christian und Mathias bzw. Gisela und mich aufgestellt, auch das große Küchenzelt, in dem Sigurd und Sanna schlafen werden, stellen wir auf - und dann gibt es Abendessen. So eine Art Eintopf mit Fleischbällchen, dazu Kaffee bzw. Tee. Alkohol hat es bis heute nie gegeben, auch für den Rest der Tour gibt es nur Alkoholfreies.
Nach dem Essen sitzen wir noch bis gegen halb 10 im warmen Küchenzelt, dann kriechen wir jede(r) in den Schlafsack. Kalt wird es sicher nicht werden, die Säcke sind für bis zu -40 Grad ausgelegt. Nur der Atem kondensiert bald, da es um einige Grad abgekühlt hat, wir haben jetzt so gegen 10 Grad und Wind mit etwa 15 km/h.
Ich habe mich mit dem Trinken absichtlich sehr zurückgehalten, doch um Mitternacht wache ich trotzdem auf, ich muss. Raus aus dem Schlafsack, raus aus der Schlafkammer in die Vorkammer, dort die Stiefel anziehen und raus ins Freie. Mit langer Unterhose und Sweatshirt wird einem ziemlich rasch kalt, aber was solls. Bedürfnis ist und bleibt Bedürfnis. Anschliessend schlafe ich sofort wieder ein und um 4 Uhr machen unsere Hunde ziemlichen Radau. Irgend ein Tier muss ziemlich nahe gekommen sein, Spuren haben wir in der Früh aber keine gefunden.
Samstag, 6.2.
Satte (für uns Weicheier) minus 13 Grad und Wind mit etwa 20 km/h lassen uns ganz schön frösteln, bis es im Küchenzelt durch den Kerosinofen warm wird und der Kaffee macht den Rest. Und beim Abbauen der drei Zelte wird einem sowieso warm. Gegen halb 11 sind wir wieder startklar, es ist wolkenlos und der Himmel strahlt in einem eigenartigen blau, das im Süden in noch tolleres orange übergeht. Kurz nach der Abfahrt bleibt Sigurd stehen, ich nütze die Pause für ein Foto - und als Sigurd wieder losfährt, reissen auch meine Hunde an. Und ich liege neben dem Schlitten im Schnee. Sigurd bremst meine Hunde ab, fädelt sie in der Reihe wieder ein und weiter geht es. Mit meinem "Umfaller" haben jetzt alle von uns Touristen ihre(n) nicht ganz freiwilligen Abgänge geschafft ;-))
Stunde um Stunde fahren wir durch traumhafte Gegend - Eis, Schnee, ein paar Rentiere, die Reste von einem Polarfuchs, ein größeres Rentiergeweih sorgen für Abwechslung. Sigurd dreht sich alle paar Meter um und geniesst den "FAST-SONNENAUFGANG", schliesslich dauert die Polarnacht schon lange genug. Gegenüber unseren ersten Tagen ist es heute schon bedeutend länger heller, das Blau des Himmels ist sehr intensiv, auch die ganze Landschaft ist in dieses Licht getaucht. Täglich nimmt die Helligkeitsdauer jetzt um 30 Minuten zu.
Das Foto unten (und auch die anderen im Fotoalbum) ist nicht irgendwie durch Belichtungstricks oder am PC verändert worden, es ist original so mit meiner Olympus SP 570 UZ mit ganz normaler Tageslicht-Belichtungsautomatik gemacht worden. 
Um 13 Uhr machen wir eine kurze Mittagspause, ich verzichte auf mein Essen, 3 Tassen heisser Kaffee wärmen mich wieder so halb auf, es ist saukalt und windig, zum Glück haben wir aber nicht 25 Grad oder so ... Um 15 Uhr erreichen wir wohlbehalten nach 45 km wieder unsere Huskyfarm, versorgen die Hunde, räumen die Schlitten aus und freuen uns aufs Abendessen, für heute ist gebratener Mink-Wal angesagt. Anton, unser Huskyfarmer war die letzten 3 Tage in Nordfinnland, seine Frau Priitta hat in ihrer Heimat ein Kind zur Welt gebracht, er hat seine Familie abgeholt.
Um ca. 19 Uhr klingelt das Handy von Seni - Anton, der im Nebenhaus wohnt ruft an und weist auf fantastisches Polarlicht hin. Das ganze Schauspiel dauert eine halbe Stunde, wir fotografieren fast um die Wette, auch ich hab inzwischen die richtigen Kameraeinstellung für solche Aufnahmen gefunden.
Nach der Dusche heisst es für uns langsam aber sicher wieder zusammenpacken, weil morgen geht es wieder auf die Heimreise. Priitta, die sehr gut Deutsch spricht, zeigt uns noch an die 100 eindrucksvollen Dias von ihrer und Antons erster gemeinsamen Überwinterung in der Einschicht von Nord-Spitzbergen, wo sie Tür an Tür mit Eisbären gelebt haben. Um halb 10 ist Gute Nacht angesagt, wir sind alle ziemlich geschafft von der Zwei-Tages-Tour.
Weil Hundeschlittenfahren ist ja nicht nur hinten draufstehen. Da heißt es bei jeder Kurve Gewicht verlagern, wenn es leicht aufwärts geht, mit einem Fuß mithelfen (Rollertritt). Geht es steiler aufwärts, wird der Schlitten richtig geschoben. Und beim Abwärtsfahren wird mit der Gummimattenbremse gebremst, wenn es steiler wird, kommt die Krallenbremse zum Einsatz. Wobei unter EINSATZ auch der körperliche Einsatz gemeint ist. Respekt an Gisela!
Sonntag, 7.2.
Gegen 9 Uhr Frühstück, dann noch eine Fototour um die Farm, ein letzter Besuch bei den Hunden, und dann fuhren Christian und ich mit Seni in die Stadt, wo wir bei der Sonntagsmesse dabei waren, dann noch ein wenig durch das sonntäglich ruhige Longyearbyen spazierten (kalt war es, aber wunderbar wolkenlos) und um halb 2 holte uns Anton beim Supermarkt ab und brachte uns zum Flughafen. Mathias und Gisela bleiben noch eine Nacht hier im Radisson-Hotel, sie fliegen am Montag.
Die Boing 737/800 ist mit 186 Passagieren bis auf den letzten Platz voll, Abflug war um 15 Uhr. Noch ein paar letzte Blicke auf die Eiswüste unter uns, dann nahmen wir Kurs auf Tromsoe. Während fast des ganzen Fluges war der Horizont rechts in wunderbares Orange getaucht, währen auf der linken Seite alles dunkel war.  In Tromsoe hiess es, alle raus aus dem Flieger, auch das Gepäck musste abgeholt werden. Neu einchecken und auf demselben Platz wieder niedersitzen für den Weiterflug nach Oslo. Klingt irgendwie nach Beschäftigungstherapie für die Passagiere. Mit dem Shuttlebus war ich gleich beim (richtigen) Airporthotel, ein kleines Abendessen, kurz ins Internet und ab ins Bett.
Montag, 8.2.
Tagwache um 3/4 5, Frühstück um 5, Transfer um halb 6, Abflug um 7 Uhr und 5 Minuten. Toller Sonnenaufgang bei Göteborg, Planankunft in Wien ist für 9,20 angesagt, mein Weiterflug nach Klagenfurt um 10 Uhr 15 war Formsache.
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Schön war es, einfach gigantisch, diese Eiswüste. Ein paar kleine Grashalme, die durchs Eis schauen, sind die einzige Vegetation. Bäume oder Sträucher gibt es nicht. Brennholz muss genauso importiert werden wie Benzin für die Autos und Motorschlitten. Alles ist natürlich auch vom Wetter abhängig. So habe ich grosses Glück (Eingebung ??) gehabt, dass ich Anfang Jänner auf die Idee gekommen bin, die Reise um eine Woche nach hinten zu verschieben. Weil in meiner ursprünglich geplanten Woche herrschte starker Sturm, es konnte 4 lange Tage lang kein Flugzeug landen, auch Hundetouren konnten nicht durchgeführt werden.
Da merkt man, wie klein und mickrig der Mensch in der Natur eigentlich ist. Und wenn ihn die Natur in dieser Gegend nicht will, wirft sie ihn einfach ab.