Die Nordinseln

Santo Antao und Sao Vicente


Samstag, 20. November
Ruhiger Nachtflug über die östlichen Kanaren, Ankunft laut Plan um 00:10 Uhr in der Hauptstadt Praia auf der Insel Santiago (im Süden der Kap Verden), dann Transfer ins Hotel und ab ins Bett, es war ja mittlerweile doch schon 1:45 Ortszeit, das ist 3:45 MEZ. Kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte mal um solch eine Zeit ins Bett kam ...
Den heutigen Tag muss ich in Praia verbringen, Samstag findet kein Flug auf die (Nord)Insel Sao Vincente statt.  Um 9 Uhr war ich beim Frühstück, um 10 Uhr startete ich meine Praia-Tour. Leicht dunstig, sehr schwül, windstill und laut Thermometer im Park gegenüber vom Hotel 26 Grad warm. Erster Eindruck von Praia: recht sauber, kein Müll auf den Straßen oder in den Gassen, die Häuser gepflegt. Ich spaziere durch das Altstadtviertel Plato mit seinen schönen Kolonialbauten, staune über den schönen Platz Praca de Albuquerque und den Justizpalast. Der Präsidentenpalast ist gut bewacht, aber mein Blick "darf ich fotografieren?" wurde mit einem Nicken eines der vielen Wächter beantwortet. Etwas nördlich entdecke ich den örtlichen Obst- Gemüse- und Fischmarkt, sehr nette Verkäuferinnen forderten mich direkt zum Fotografieren auf.
Weiter westlich dann der Leuchtturm Maria Pia (das Meer presst dort ca. alle 45 Sekunden eine mächtige Fontäne aus den Felsen) und der Campus da Praia; auf die Insel Santa Maria darf man leider nicht hinaus, dort hätte mich die Quarantänestation interessiert. Seefahrer mussten "damals" dort nach der Ankunft in Praia für 40 Tage in Quarantäne (= quarenta dias).  Weiter westlich auf dem Hochplateau thront das Parlamentsgebäude (eine Spende von China, das sich damit  den Handel von Kap Verde "sicherte"), umgeben von mehreren Botschaftsvillen (Brasilien, Russland, Deutschland, Portugal und natürlich China)
Der erste Tag in Praia endet mit müden Beinen (24.000 Schritte). Morgen fliege ich weiter zu den Nordinseln.
Sonntag, 21. November
Tag des Herren auch in Praia - alles zu bis auf die Lebensmittelgeschäfte. Die Leute sitzen in den Parks (wo manche auch wohnen), Autos werden gewaschen und sonst herrscht Ruhe pur. In Corona-Zeiten gelten auch hier Abstandsregeln - der Sonntagsgottesdienst ist gut besucht, die Hälfte der Leute sitzt vor der Kirche und verfolgt die Messe durch das offene Tor.  Ich nütze die Zeit bis zum Transfer um 13:30 nochmals zu einem ausgiebigen Spaziergang durch das Stadtviertel Plato und den Stadtpark mit der Statue des (ermordeten) Freiheitskämpfers Amilcar Cabral, dessen Bruder Luis war der erste Präsident der Kap Verden.
Der Flug auf die Insel Sao Vicente dauerte 50 Minuten, für den Platz beim Notausstieg muss man fast einen Notfall-Kurs absolvieren. Der Transfer ins Zentrum von Mindelo (75.000 EW, zweitgrößte Stadt von KV) dauert nochmals 15 Minuten. Mindelo hat neben Dakar und Las Palmas einen der international wichtigsten Häfen für die Atlantiküberquerung, viele Segelboote starten von hier in die Karibik, auch Kreuzfahrtschiffe ankern hier. Die Stadt gilt auch als Kulturhauptstadt von Kap Verde. Da ich am Nachmittag angekommen bin, blieb noch Zeit für eine erste Stadtrunde: die Uferstraße am Hafen wird von Palmen und sehr schönen Handelshäusern aus dem 19. Jahrhundert gesäumt. Aus einem Hinterhof höre ich Trommelwirbel und kann dann gleich einer Trommlergruppe beim Proben zuhören. Der Torre de Belem (Nachbildung des Turms von Lissabon) steht  gleich neben dem Fischmarkt. Nahe von meinem Hotel befindet sich auch die örtliche Universität, der Stadtpark, die große Markthalle und weitere tolle Handelshäuser. Ich ziehe bis zum Einbruch der Dunkelheit meine Kreise, nach der Rückkehr von der Insel Santo Antao am Mittwoch geht die Besichtigung (es gibt noch einiges zu sehen, auch ein Aussichtsberg wartet auf mich) weiter.

Montag, 22. November
Um halb 6 holt mich der Wecker aus dem Tiefschlaf, kurz vor 6 frühstücke ich mutterseelenallein auf der Dachterrasse mit toller Aussicht auf das nächtliche Mindelo. Pünktlich um 6:20 ist mein Auto da und 10 Minuten später bin ich am Hafen bei der Fähre auf die Insel Santo Antao. Die Überfahrt beginnt in der Dämmerung, dauert 1 Stunde und im Hafen von Porto Novo erwartet mich schon der nächste Fahrer. Ich kann wählen, ob wir die neue Straße um die Insel nach Ponta do Sol fahren oder die "alte" Panoramastraße über das Gebirge. 34 km geht es in unzähligen Serpentinen ins Gebirge bis auf ca. 1600 m Seehöhe, die Straße ist durchgehend gepflastert und wurde in 20 Jahren mühsam erbaut. Hunderte Aloe-Sträucher so wie Akazien-, Eukalyptus- und Mimosabäume säumen die Straße. Aber die Fahrt lohnt sich, es gibt eine schon fast unwirklich schöne Gegend zu bestaunen, wir machen einige Fotostopps, bis wir am nördlichsten Punkt der Kap Verden (Pont do Sol) ankommen. Ich checke im Hotel MUSICA DO MAR ein und starte gleich bald danach zu meiner ersten Wanderung: Die Cruzinha-Wanderung ist das absolute Highlight unter den Wanderungen auf der Insel. Entlang der irren Steilküste geht es auf einem  nicht leicht zu gehenden, mit großen Steinen gepflasterten Weg auf und ab, meistens mit Aussicht auf das Meer mit tollen Licht- und Gischtspiel. Auf den steilen Lavahängen wird in mühevoller Handarbeit "viel" Mais angebaut, auch andere Getreidesorten sind zu sehen - da bekommt unser Begriff BERGBAUER gleich eine ganz andere Bedeutung. Nach 7,5 km und je 550 HM auf und ab erreiche ich mein Endziel (es ginge noch viel viel weiter ...) in Fontainhas, ein malerisches Dorf, das wie ein Adlerhorst auf einem Felsvorsprung liegt. Am Rückweg kommen mir Schulkinder entgegen, die neben der Schultasche auch noch Getränke für die "Bars" unterwegs mit sich tragen. Schulbus oder Mama-Taxi - was ist das ??? Nach insgesamt 15 km (31.800 Schritte) in gut 5 Stunden bin ich wieder im Hotel, die Kap Verdische Spezialität Cachupa mit Fisch hab ich mir heute ehrlich verdient.

Dienstag, 23. November
Herrlich, wenn kurz nach 4 Uhr der Hahn im Garten gegenüber zu krähen beginnt. Und das so alle 5 Minuten, bis ca. 5 Uhr. Dann war Ruhe bis 7 Uhr. Heute steht eine geführte Wanderung durch das immergrüne Tal Val do Paul am Programm. Fast wie im Dschungel wandert mein Guide Niko mit mir durch tolle Flora, es gibt 10.000e Zuckerrohrstauden, Avocadobäume, Koreander- und Ingwerfelder, Kaffee- und Bananenstauden, Papaya- und Zimtbäume, Wildorgangen, Guavesträucher und Drachenbäume zu bestaunen. Und von manchem Baum verspeisen wir eine oder mehrere Kostproben. Aus den schroffen Wänden des riesigen Vulkankraters tritt genug Wasser aus, dass das Tal eben immergrün ist. Bei der Familie von meinem Guide machen wir eine Pause, es gibt einen kleinen Gratisimbiss und frisch gepresste Säfte, etwas kaufen kann man auch: Doce de Coco & Maracuja. Hoffentlich bringe ich davon noch was mit nach Hause ... Am Ende der 4stündigen Wanderung gibt es ein vollbiologisches vegetarisches Mittagessen (u.a. mit gegrillten Manjok, gemischten Salat mit Papaya, Avocado, Ingwer und was weiß ich noch alles) so wie eine Kostprobe des einheimischen Zuckerrohrschnapses (45 %, dreifach brrrrrrrr)

Gegen Abend mache ich noch eine Fotorunde durch Ponta do Sol,  jetzt ist es nicht mehr so heiß wie untertags.

Mittwoch, 24. November
Am Vormittag fähre ich von der grünen Insel Santo Antao (779 km², 48.000 EW) zurück auf die Insel Sao Vicente (226 km², 83.000 EW, davon 75.000 in Mindelo) und setze meine am Sonntag begonnene Mindelo-Besichtigung fort. Es ist eine sehr lebhafte Stadt, dominiert vom Hafen und der schönen Hafenpromenade. Ich hatsche auch auf den Aussichtspunkt Fortim do Rei, von wo man einen schönen Überblick über Mindelo hat. Auch dem "Fetzenmarkt" statte ich einen Besuch ab, beim Technik-Flohmarkt finde ich nichts brauchbares, komme in das Schulschlussgedränge und zum Abschluss steige ich noch auf die Aussichtsplattform vom Torre de Belem.  Auch von hier eine sehr schöne Aussicht, im Hafen liegen viele Segelboote bzw. Katamarane internationaler Herkunft, Mindelo ist für viele der Ziel- bzw. Starthafen bei Atlantiküberquerungen. Im vermutlich besten Lokal der Stadt - Nautilus - verspeise ich wieder die Kap Verdische Spezialität Cachupa, diesmal auf Sao-Vicente-Art.

Donnerstag, 25. November
Heute fliege ich zu Mittag zurück in die Hauptstadt Praia auf der Hauptinsel Santiago, von wo ich am Freitag auf die Vulkaninsel Fogo weiterfliege.