KLEINE RUNDREISE DURCH DEN IRAN

es gibt hier soooooo viele Türme, und auf keinen darf man hinauf ....

Der Iran ist ein faszinierendes Reiseziel, das während seiner Jahrtausende langen Geschichte stets ein Schmelztiegel der Zivilisationen war - wovon unter Anderem beeindruckende antike Ausgrabungen wie Persepolis oder Pasargadae zeugen. Das Land besitzt neben unvergleichlichen Baudenkmälern eine verblüffende landschaftliche Vielfalt mit fruchtbaren Tälern, kargen Hochebenen und hohen Gebirgsketten. Dies alles und vor allem die gastfreundlichen Bewohner des Landes hinterlassen bei jedem Besucher unauslöschliche Eindrücke. Wer sich entgegen mancher Vorbehalte ein eigenes Bild verschaffen möchte, wird überrascht sein, wie sicher man sich in dem Land als Tourist bewegen kann, und mit vielen positiven Eindrücken zurückkehren.

Essen und Trinken in Iran: Reis ist das Grundnahrungsmittel. Zu den Landesspezialitäten zählen Chelo Kebab (Reis und Fleisch), Chelo Khoresh (Reis mit Gemüse und Fleisch in einer Nuss Soße), Polo Sabzi (Pilaureis mit frischen Kräutern), Polo Chirin (süßsaurer Safranreis mit Rosinen, Mandeln und Apfelsinen), Adas Polo (Reis, Linsen und Fleisch), Morgh Polo (Huhn und Pilaureis), Chelo Kababs (Reis mit über Holzkohle gegrillten Fleischspießen), Kofte (Hackfleischbällchen), Kofte Gusht (Hackbraten), Abgusht (Eintopf), Khoreshe Badinjan (Hammel- und Aubergineneintopf), Mast-o-Khier (kalte Jogurtsuppe mit Pfefferminze, kleingehackten Gurken und Rosinen) und Dolmeh (gefüllte Auberginen, Zucchini oder Paprika). Die meisten iranischen Gerichte werden mit Löffel und Gabel gegessen. Getränke: Obst- und Gemüsesäfte sowie Mineralwasser sind beliebt. Teehäuser (Ghahve Khane) sind überall zu finden. Alkoholkonsum ist streng verboten, alkoholfreies Bier ist aber überall erhältlich.


Donnerstag, 25. August 

So wie meistens fängt auch diese Reise "zach" an: mit dem Zug nach Wien. Allerdings mit gutem Grund: ich bekomme nämlich um 12 Uhr meinen Pass mit dem Visum. Danke Sabrina, gut gemacht ! Und mit Pass samt Visum tut man sich schon um einiges leichter ... Beim Sicherheitscheck piepste der Scanner ordentlich los, als ich durch ging. Aha, mein metallenes Knie wird registriert. Sehr aufmerksam :-) Der Abflug von Wien hat sich um eine Stunde verspätet, es war nicht 15:40 sondern 16:45. Grund war der Tausch einer Maschine der Ukrainischen Air. Ganz aufholen konnten wir die Verspätung nicht, aber die Maschine nach Teheran hat auf uns gewartet, eine halbe Stunde waren wir verspätet als wir in den blutroten Abendhimmel starteten. Dem Scanner in Kiev war meine Knieprothese egal, der Flug war wie der andere auch sehr ruhig, nur im Nordiran mussten wir eine Gewitterzone großräumig umfliegen, unter uns wetterleuchtete es minutenlang, nach unten und auch nach oben schossen auch riesige Blitze. Pünktlich um halb zwei landeten wir dann in Teheran, nach einem Spaziergang von gut 5 Minuten war ich beim Hotel IBIS. Trotz der Buchungsbestätigung von booking.com wussten sie von mir nichts, aber ein Zimmer bekam ich trotzdem. Um halb 3 fiel ich in einen unruhigen, aber tiefen Schlaf.


Freitag, 26. August

Hab mir einen Weckruf für halb 9 bestellt, bin aber (trotz) ohne ihn auch um 3/4 9 aufgewacht. Nach dem Frühstück spazierte ich wieder die gut 5 Minuten zum Flughafen und suchte den EUROPCAR-Schalter. Coming soon stand ca. 40 Minuten zu lesen, dann kam er. Ein Umstandsmaier erster Klasse. Alles 3 mal fragen und vor dem Abschreiben der Daten auch noch fragen, ob die Daten im Pass wohl stimmen. Dauerte auf alle Fälle eine Stunde, bis die Formalitäten erledigt waren. Mein Renault Logan ist nicht mehr ganz frisch, er hat 171.000 km drauf, die Kupplung rupft ab und zu. Und die Stoßdämpfer wurden vor ca. 100.000 km gewechselt. Und zwar die von der linken Seite auf die rechte Seite. Und umgekehrt. Aber egal, die Straßen und Autobahnen sind nicht besser oder schlechter als bei uns in Österreich.

Um 12:15 war es dann so weit, ich fuhr los. 39 Grad warm, Luftfeuchtigkeit 19 %. Durch die ziemlich trockene Luft wirken die 39 Grad nicht sooo heiß, aber trotzdem: die Klimaanlage hat zu tun ... Erstes Ziel ist die Stadt GHOM, 110 km entfernt.

Der Astane-Platz ist das lebendige Zentrum der Stadt, 100e Familien liegen auf den sehr gepflegten Wiesen und grillen, kochen, spielen - ja auch Zelte sind aufgebaut. Leider waren die beiden als interessant erwähnten Moscheen gerade zwecks der Gebete nicht zu besichtigen, aber es wird ja noch mehrere auf meiner Reise geben ...

Die 300.000 Einwohner-Stadt Kaschan, mein nächstes Ziel, lockt mit herrlicher Architektur der historischen Häuser, dem schönen Fin-Garten und den Ausgrabungen am Stadtrand, die von einer ca. 7000 Jahre alten Zivilisation zeugen.

Nach 326 km erreiche mein Ziel für heute: das Hotel VIUNA im Bergdorf Abyaneh. Die Auffahrt ist sensationell, Natur pur in den tollsten Farben. Der Chef spricht gutes Englisch, was bisher eher selten war und fragt mich, was ich zum Essen will. Something for Tourists or something origin? Das gedünstete Schaffleisch im selbst gebackenen Brot war köstlich. Ich hab mich gefreut, weil es echt gut war, der Chef hat sich gefreut, weil nicht alle Touristen essen die heimischen Sachen, manche verlangen auch SNITZEL, hat er gesagt ...

WLAN gibt's nur an der Lobby, Facebook im ganzen Iran nirgends, aber WHATSAPP arbeitet einwandfrei. Also ganz im Niemandsland bin ich nicht.


Samstag, 27.8. Abyaneh - Isfahan (Esfahan, 1,6 Millionen EW), 281 km

Geschlafen bis 8 Uhr, dann ein einheimisches Frühstück mit Spiegelei, Fladenbrot, Hirseaufstrich, Ziegenkäse, Tomaten und Gurken genossen, dazu Tee. Das Zimmer kann ich bis Mittag benutzen. Es hat 29 Grad, als ich um 9 Uhr ins nahe Dorf Abyaneh aufbreche. Zu Fuß natürlich, es sind ca. 1,5 km.

Abyaneh ist ein ca. 2.500 Jahre altes Dorf, ein lebendes Museum. Sprache, Gesang, Bekleidung und Baustil haben sich bis heute erhalten. Der in rötlichen Farben gehaltene und daher als "Rotes Dorf" bekannte, stufenförmig angelegte Ort liegt an den Hängen des Karkas-Gebirges am Barzrud-Fluss. Er gehört zu den ältesten Dörfern der Region. Schmale Gassen und steile Wege führen durch das Dorf. Zu den Sehenswürdigkeiten von Abyaneh gehören neben dem historischen Ortskern ein Feuertempel der Zaroastrier und drei kleinere Burgen aus der Zeit der Sassaniden. Aus dem 11. Jh. n.Chr. stammt die Dschame-Moschee mit dem Imamzade Musa und Isa und aus der Zeit der Ilchane die Porzaleh-Moschee.

Gegen halb 12 bin ich wieder im Hotel und genieße die Dusche. Es hat mittlerweile wieder 39 Grad, es weht ein leichter Wind dazu. Ich bezahle und mach mich auf die Weiterreise, das erste Ziel ist Natanz, das aber nicht viel hergibt. Viel Industrie, ein ganz netter Park und eine kleine Moschee. Bei den Moscheen ist es überhaupt so, dass der überladene Pomp und Prunk wie in den großen arabischen Moscheen hier in den kleineren Städten komplett fehlt. Großstädte habe ich noch keine besichtigt.

Isfahan, mein heutiges Tagesziel, erreicht man über zwei Straßen: über die neue Autobahn oder die old Road. Klar, ich fahre die alte Straße. Führt anfangs parallel zur Autobahn, biegt dann aber bald ins "Niemandsland" ab. Sehr flache Schotterwüste, wenig bis null Vegetation, kaum ein Dorf. Ab und zu eine Fabrik - offen oder geschlossen ist nicht feststellbar. Aber so alle 15 km steht ein defektes Auto am Straßenrand.

Da fällt mir ein, dass die Kupplung bei meinem Auto ja nicht mehr so richtig will - und ich beschließe, ab morgen nur mehr auf Hauptstraßen zu fahren. 15 km vor Isfahan fahre ich rechts ran und gebe die Koordinaten von meinem Hotel ins Handy und harre der Dinge, die da auf mich zukommen werden. Es ist viel Verkehr, rücksichtsloses Überholen und Kurven schneiden gibt es aber nicht, auch kaum eine Hupe wird benutzt. Und die Navigation war perfekt, nur die letzte Abzweigung zum Hotel Atigh war verparkt, ein Einheimischer erklärte mir mit Händen und Füßen, wie ich trotzdem zum Hotel komme. Mein Blick war dann doch klar und deutlich für ihn, er stieg ein und lotste mich vor das Hotel.

Kurze Pause im kühlen Zimmer (WLAN vorhanden), dann ging ich auf Tour. Der A3-große Plan zeigt den halben Iran und ist außerdem auf persisch geschrieben, der Hotelmanager zeichnet mir aber den großen Basar samt der Jame-Moschee ein, für heute genug. Weil ich kenn mich ja, ein Basar ist schon was interessantes ....


Sonntag, 28.8.

Gegen Mitternacht werde ich durch Geschrei, Gelächter und Gerede geweckt. Verstehe aber nur SI, BENE, CIAO und so. 4 Italiener sind angekommen und haben mit zu Hause telefoniert. Im Hotelgarten. Gegen Mitternacht. Molto bene ...

Schlief dann gut bis halb 9, Frühstück mit Kaffee, Juice, Spiegelei, Käse, Tomaten, Gurken, gebackenen Datteln und Walnüssen, und um 10 Uhr machte ich mich auf den Weg zur Jame-Moschee, die ich heute von innen besichtige. 8 € kostet der Eintritt, zahlt sich aber voll aus. Es ist ein riesiger Komplex, allerdings sehr einfach gebaut. Bis auf die Portale sind alle Räume nicht verputzt, die Millionen verarbeiteter Ziegel sind sichtbar.

Durch eine der vielen und sehr lebhaften Geschäftsstraßen spaziere ich gut 1,5 Stunden in Richtung Fluss, esse unterwegs gebratenes Fleisch mit Reis und Minze-Salat und komme dann zur ersten der berühmten Brücken, der Khjaoubridge, dann zur Jouni-Bridge aus dem Jahre 1665, spaziere dann entlang dem ausgetrockneten Flussbett aufwärts bis zur Siosepol Bridge und am anderen Ufer wieder zurück. Die wunderbar gepflegten Parkanlagen beidseits sind voller Menschen, die Picknick im wahrsten Sinn des Wortes machen. Kinder spielen, Männer und Frauen rauchen Wasserpfeifen und das Handy fehlt bei fast niemanden.

Der Rückweg führt mich zum Imam Khomeini Square, dem kulturellen Zentrum von Isfahan. Gigantischer Platz, ca. 600 m lang und 250 m breit mit Rasen, Büschen, Wasserbecken. Und rund herum in den Gebäuden ein Laden neben dem anderen.

Für den Rückweg zum Hotel nehme ich dann den Weg durch den großen Basar, es sind laut einem sehr netten Geschäftsmann gut 3 km zu gehen - er meint, ich solle mir ein Taxi nehmen. NA, dann sehe ich ja vom Basar nix ... Auf alle Fälle hab ich mich (fast) nicht verlaufen und nach ca. 2 Stunden erreichte ich um 18 Uhr wieder das Hotel.


Montag, 29.8.

Die Italiener haben sich des Nachts ruhig verhalten, nur beim Frühstück waren sie nicht zu überhören. Für halb 10 hab ich mir ein Taxi bestellt, die letzte der berühmten Brücken - die Marnanbridge - ist zu Fuß zu weit entfernt. Ob mir es was ausmacht, wenn ich mit einem Motorrad fahre statt mit einem Auto, werde ich gefragt. Na klar, kein Problem. Auf diese Art lerne ich den Verkehr bzw. die Nicht-Regeln dazu hautnah und ohne Helm kennen. Ich glaub, wenn ich so in Villach durch die Gegend fahre, bin ich nach 5 Minuten Führerschein und Zulassung los ...

Die Marnanbridge ist die einfachste von allen, aber trotzdem sehenswert. Ich spaziere dann weiter zur Vank-Kathedrale, einer christlichen Kirche mit wunderschönen Wandbildern der Lebensgeschichte von Jesus Christus.

Ich bummle dann am ausgetrockneten Fluss durch eine sehr gepflegte Parkanlage zurück ins Zentrum, die Shah-Moschee und der Music Tower (90 doppelt hohe Stufen mit Mega-Aussicht auf den Platz)) am Imam Khomeini Square sind noch zu besichtigen. Eintritt jeweils gut angelegte 200.000 Rial, 8 Euro.

Und wieder fällt mir auf, die Leute sind so freundlich, sie grüßen sehr oft und immer lautet die Frage: where are you from. Ein paar kennen Vienna, einmal wird Salzburg erwähnt - und von einem älteren Herrn die Firma Strabag von Mister Haselberger :-) Auch junge, wenig verhüllte Frauen sprechen mich mit der Frage nach der Herkunft und ob es mir gefällt, an. Berührungsängste mit der doch fremden europäischen Kultur haben sie hier auf alle Fälle keine. Bravo.


Dienstag, 30.8. Isfahan – Nain (150 km) – Yazd (450.000 EW, 167 km), gesamt 317 km

Schade, dass ich Isfahan verlassen muss. Das Wetter ist unverändert heiß, heute aber mit etwas höherer Luftfeuchtigkeit, was sich schnell bemerkbar macht. Die heutige Fahrt führt durch Teile der zentraliranischen Wüste, sehr weit links und sehr weit rechts der breiten Autobahn sind hohe Berge zu sehen, dazwischen brettel ebener Schotterwüste. Und so wie bei uns am Straßenrand die McDonalds-Verpackungen herumliegen, liegen hier haufenweise zerfetzte Autoreifen - und ab und zu auch andere Opfer der Straße. Bei einer kurzen Pause lege ich das Thermometer in die Sonne: 49 Grad, 8 % Luftfeuchtigkeit.

PKW sind heute sehr wenig unterwegs, dafür aber hunderte LKWs. Ich komme gut die Stadt Nain, die neben den üblichen Moscheen aber auch tolle Reste einer sehr alten Besiedlung verfügt. Zwischen Nain und Yazd sind viele und riesige Stahl- und Eisenwerke sowie Eisen verarbeitende Betriebe zu sehen, auch ein Flugzeugwerk ist zu sehen.

Am späteren Nachmittag erreiche ich dann mein vornehm-elegantes Royay Ghadim-Hotel in Yazd, habe aber an den Bauwerken im nahen Zentrum nicht viel Interesse, vielmehr schaue ich mir gewisse Fachgeschäfte im Bereich des Basars an, die Kultur wird auf morgen verschoben. 821 km bin ich bisher gefahren, heute habe ich um 14 Euro knappe 40 Liter getankt.


Mittwoch, 31.8.

Um 10 Uhr gehe ich los, die historische Altstadt ist mein Ziel. Viele schmale und verwinkelte Gassen schlängeln sich durch den recht großen Stadtteil, der teilweise ein riesiger Basar ist, teilweise aber auch Wohngebiet. Angeboten wird natürlich alles, was man braucht bzw. nicht braucht oder nicht haben will.

Eines fällt auch hier angenehm auf: keinen einzigen aufdringlichen Geschäftsmann gibt es. Fast jeder sitzt in seinem Laden, beschäftigt sich mit dem Handy und man kriegt direkt ein schlechtes Gewissen, wenn man ihn dabei stört und was fragt ...

Man kann leicht die Orientierung verlieren, zumal alle Häuser ca. 5 Meter hoch sind und dadurch ein Überblick über die Altstadt verhindert wird. Aber bei einem Geschäft sehe ich auf der Höhe des 2. Stock eine Sessellehne über die Brüstung schaun - ich geh mal fragen - BINGO. Klar darf ich auf die sogenannte Dachterrasse hinauf, aber auf eigene Gefahr. Endlich - ich hab die Aussicht gefunden, die ich gesucht habe. Herrlich der Blick auf viele flache Häuser, Kuppeln, Minarette und hunderte Windtürme. Die sind eine Besonderheit, gibt es auf die Art nur hier. Durch bautechnische Tricks wurde der immer leicht wehende Wind innen durch die Türme in die darunter liegenden Häuser umgeleitet und sorgte dadurch für Kühlung. Manuelle Klimaanlage, made in Yazd, vor Jahrhunderten. Bei den Temperaturen merkt man schon, dass Yazd um einiges südlicher und "wüstiger" liegt als z.B. Isfahan. Hier hat es heute Nachmittag z.B. 41 Grad bei 8 % Luftfeuchtigkeit, es weht ein leichter Wind. Labello-Alpin wäre gefragt ...

Aber: die Hitze ist hier für die Leute ein ganz normaler Zustand, das Leben findet bis auf die Nachmittags-Ruhe ganz normal statt. In luftiger Höhe wird die Kuppel einer Moschee saniert und bei einem Bankomat staut es sich, scheinbar ist auch hier Zahltag ...

Am Weg vom Dach herunter spricht mich dann der Hausherr an und will mir die nahe Teppichweberei zeigen. Aha. Ich vertröste ihn auf Nachmittag und spaziere weiter, kreuz und quer und zick zack. Bei einem Fotostop beobachtet mich ein Polizist, er lächelt und kommt auf mich zu. Streckt mir die Hand entgegen und sagt: Welcome Sir, where are you from. Einfach stark, stelle man sich so ein Verhalten eines Polizisten in Österreich vor. Abgesehen davon, dass er vielleicht besseres Englisch kann als sein Iranischer Kollege. Die beliebtesten Sätze, die alle Einheimischen hier verwenden: Where are you from, do you like Iran, what have you visited und where are you going next.

Und weiter hatsche ich durch die winkeligen Gassen, bis ich schließlich wieder bei der Jame-Moschee lande. Sieht von vorne ganz anders aus als von hinten, so auf die Art vorne hui und hinten nicht gar so ...


Donnerstag, 1.9. Yazd – Zin ol Din – Kerman (600.000 EW) über SIRIZ, 361 km

Gegen halb 10 fahre ich los und mache bei der Ausfahrt von Yazd einen Halt, um den Feuertempel zu besichtigen. Hätte ich mir sparen können: einige Sprüche des Propheten Zaratrusta sind zu lesen, samt seiner Biografie. Hinter einer Glaswand brennt in einer Schale das "ewige Feuer".

Ca. 60 km nach Yazd ist am rechten Straßenrand die Karawanserei Zin ol Din zu besichtigen, sie dient auch als Hotel und Restaurant. Sieht toll aus, der kurze Stop lohnt sich auf alle Fälle.

Nach der Karawanserei beginnt wieder die Schotterwüste, null bis fast keine Vegetation, keine Dörfer, viel Verkehr. Es ist heute sehr dunstig und leicht bewölkt, das merkt man auch bei den Temperaturen: nur 34 Grad hat es heute. Bei Siriz wieder einige große Industriebetriebe und bald danach viel weniger Verkehr: hier biegt die Straße zur ca. 600 km entfernten Hafenstadt Banda Abbas ab, von dort her bzw. nach dorthin rollt der meiste Schwerverkehr. 30 Liter tanke ich um 30.000, das sind ca. 12Euro und mache eine nur kurze Pause - im Auto ist es zwex Klimaanlage angenehmer ... Zwischen Siriz und Kerman gibt es kilometerlange Pistazienplantagen. Pistazien sind einer der wichtigsten Exportartikel des Iran. In den einfachsten Hütten bei den Feldern verbringen die Erntearbeiter ihre Pausen, die Pistazienernte ist Handarbeit, erklärt mir ein junger Mann, nur entkernt werden sie maschinell.

Gegen 15 Uhr erreiche ich Kerman, eine auf den ersten Blick nicht sehr einladende Industriestadt (Zementwerke, Betonwerke, Raffinerie und Eisenwalzwerk am Stadtrand) am Rande der Wüste Lut. Das Akhavan-Hotel ist ein nicht sehr schöner Bau im Stil der ehemaligen DDR-Häuser (auch innen), das Zimmer ist aber ok, auch das Essen, das ein sehr gesprächiger Kellner serviert: Linsen in Spinat und Minzsosse, dazu gekochtes Rindfleisch. Schaute zwar nicht nach einem ****-Haubenmenü aus, schmeckte aber sehr gut.


Freitag, 2.9. Rayen - Mahan - Shahdad, 412 km

Basar und Altstadt schauen eigentlich gleich wie überall aus, für andere Bauwerke habe ich keine Lust, deshalb mache ich mich auf die Reise durch die Wüste Lut nach Rayen zur Lehm-Zitadelle - ein sehr imposantes Bauwerk, das aussieht wie eine riesige Sandburg. Es sind gut 100 km dorthin, es ist fast kein Verkehr, heute ist Freitag, die meisten Geschäfte zu sind und viele Leute machen Ausflüge, bevölkern die Parks und überall wo ein Platz im Schatten ist, wird gepicknickt. Auch sind vereinzelt Wolken am Himmel, was die Fahrt um einiges angenehmer macht. Die Häuser in Rayen ähneln denen durch ein sehr schweres Erdbeben im Jahre 2003 zerstörten Bam, leider gibt es keine Anhöhe oder gar einen Turm, der die Sicht auf die kleine Ortschaft ermöglicht. Ich glaube, ich muss mir eine Mini-Drohne mit HD-Kamera ins Gepäck geben.

Über Mahan fahre ich dann DIE Strecke (75 km) nach Shahdad. Eine gut ausgebaute, aber kurvige Straße überquert einen ca. 2000 m hohen Pass mit sensationellen Gesteinsformationen und kleinen Oasen, zu denen das Wasser von den über 2000 m hohen Gipfeln nach unten "tröpfelt". Es ist sehr heiß, eine Flasche Wasser ist bald verbraucht, in einem kleinen Laden kaufe ich mir sofort Nachschub. Einige Kilometer nach Shahdad (eine ca. 6 qkm große Palmenoase) geht das Bergland wieder in die Wüste Lut über.

Der Teil hier ist durch die bizarren Gesteinsformationen und die eigenartigen, jeweils mit Bäumen bewachsenen Hügeln berühmt. Wäre sehr interessant, hier weiter zu fahren, die Straße führt ins Grenzgebiet nach Turkmenistan ...

Abends gibt es im Hotel ein 5gängiges Menü (ca. 15 Euro), sehr fein die Gewürze und der Safranreis, alles mit Minzenblätter abgeschmeckt und garniert. Essig und Öl beim Salat gibt es nicht, wer will gibt Mayonnaise darüber. Oder isst ihn mit ein paar Spritzer Zitrone und Minzenblätter, so wie ich.

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