The Gambia - Gambia
Wohin fliege ich 2014? Dieser Gedanke beschäftigte mich bereits im Sommer 2013. Afrika hab ich bisher bis auf die Kilimanjaro-Tour samt Sansibar eigentlich ziemlich erfolgreich ignoriert. Also, dann denke ich einmal intensiver über eine Afrika-Reise statt. Im TV läuft dann zufällig eine Doku über den Sambesi-River, der in Sambia entspringt und durch Mozambique bis in den indischen Ozean fließt. Sehr interessante Sendung, ein paar Tage später will ich Reisen nach Sambia googeln - tippe allerdings GAMBIA - und schaue genauer hin. Die Angebote der großen Reiseanbieter ignoriere ich wie üblich und stoße dann auf diese Seite: http://www.bluemango.de/ Das Angebot lautet: Individuelle Reise in kleiner Gruppe, auch selbstgefundene, 5-10 Personen, Rundreise & Workshops, von 10 - 40 Tagen, in der Zeit vom 1. Februar 2014 bis 15.März 2014 - mit All inklusive Tour, Verpflegung (HP), alle Touren, alle Ausflüge, alle Eintrittsgelder, Workshops, Besuch des Kartongmusikfestival.
Ein Email mit ein paar Fragen verschickt - und es steht fest: The Gambia ist mein Ziel 2014. Und auch das Wetter wird um diese Jahreszeit sicher passen. Ich buche gleich im September bei Silwia, dann kommen die Flüge dran. Banjul wird von Brüssel und Barcelona täglich einmal angeflogen, ich muss also entweder nach Belgien oder Spanien. Die Suche auf Check Felix bzw. Opodo ergibt, von Klagenfurt nach Wien und von dort nach Barcelona ist eindeutig die beste Variante. Also buche ich gleich die Flüge, weil das Platzangebot ist ja bei nur einem Flug täglich begrenzt. Und dann begann die Wartezeit ...
Gambia ist eine Republik in Westafrika, die an den Ufern des Gambia-Flusses liegt. Mit Ausnahme eines kurzen Küstenabschnittes an der Mündung des Flusses in den Atlantischen Ozean wird Gambia vollständig vom Staat Senegal umschlossen. Mit einer Fläche von ungefähr 11.000 Quadratkilometern (Österreich hat eine Fläche von 83.800 km²) ist das Land der kleinste Flächenstaat des Kontinents und hat rund 1,7 Millionen Einwohner. In der Zeit des transatlantischen Sklavenhandels wurden von Gambia aus mehr als drei Millionen Sklaven nach Amerika verschleppt. Erst 1807 hörte Großbritannien offiziell mit dem Sklavenhandel auf. Ende 1970 wurde das Schicksal einer Sklavenfamilie im TV-Drama ROOTS gezeigt. Die Hauptperson - Kunta Kinte - ist um 1750 im heutigen Gambia geboren, stammte aus dem Dorf Juffure und wurde 1767 auf dem Sklavenschiff Lord Ligonier in die damalige britische Kolonie Maryland verbracht.
Der ungewöhnliche Grenzverlauf Gambias ergibt sich aus der Tatsache, dass dies die Reichweite der Kanonen der britischen Schiffe auf dem schiffbaren Teil des Flusses war.
Samstag, 1. Februar
Abflug in Klagenfurt um 8:20, weiter von Wien nach Barcelona um 10:30, dort Abflug um 18:30 nach Banjul.
Da ich in Barcelona gut 4 Stunden Zeit habe, plane ich eine kurze Stadtbesichtigung ein. RAMBLA, die wichtigste Promenade der Stadt, die Sagrada Familia und die Casa Mila sollten sich locker ausgehen. Doch Irrtum - eineinhalb Stunden Verspätung beim Abflug in Wien (der Airbus erlitt bei der Landung einen Reifenschaden, der Reifenwechsel dauerte) sowie strömender Regen in Barcelona verhinderten mein Vorhaben. Na gut, dann eben die Zeit im Flughafen verbringen. Zu sehen gibt es ja genug, MCD sowieso, halt nur mit sparsamen 15 Minuten gratis-WLAN .....

Gambia hat die gleiche Zeitzone wie England - ich muss die Uhr bei der Landung eine Stunde zurück drehen - es ist 23 Uhr Ortszeit in Gambia. Der Flughafen soll ein sehr moderner sein, aber das kann ich jetzt in der Nacht nicht so genau beurteilen. Und ob es funktionierendes Internet zum Facebooken bzw. Updaten dieser Seite geben wird, wissen im Moment auch nur die ...
So, Gambia hat mich. Nach einem wunderbar ruhigen Flug (ohne gratis-Service) landeten wir eine halbe Stunde früher als geplant - und ziemlich überraschend. Der Sinkflug war wohl zu spüren, aber die Fenster sind außen angelaufen, daher war nix außer nix zu sehen. Und auf einmal dann ein satter Rumpler - Airbus has landed. 2 Flugzeuge der Air Gambia standen noch am Rollfeld, ein paar wenige Lampen beleuchteten das Flugfeld samt dem Gebäude. Das sieht von außen recht anspruchsvoll aus, aber im Inneren herrscht "Baustelle".
Das Gepäck war fast schneller da als wir alle mit dem Ausfüllen der Einwanderungskarte fertig waren. Es gibt nirgends einen Tisch oder ein Pult, wo man sich hätte hinstellen können. Und dann die Kontrolle: Koffer und Handgepäck durch den Scanner, wo aber niemand auf den Monitor schaute. Dafür bekam mein Koffer ein Kreidekreuz und ich die Aufforderung, in das Büro gleich nebenan zu gehen. Na Bravo, was wird das? Dort ein mit Pistole bewaffneter Uniformierter, der mich eher lustlos fragte, ob ich Lebensmittel mit habe. Ich verneinte und erwähnte die Lutscher für die Kinder. Nochmals fragte er mich nach Lebensmittel, um dann die Strategie zu wechseln und 5 Euro FÜR Lebensmittel zu verlangen. Ich schaute ihn groß an, nahm den Koffer und ging einfach. Ohne Einwand des Pistolenträgers.

Nach der Glastüre wurde ich gleich von mehreren Trägern und Taxifahrern umringt, einer hielt mir ein Foto von mir unter die Nase - es war Emil, der Mann von Silwia. Alles bestens organisiert, eine knappe halbe Stunde später waren wir schon beim Feriendorf Bakadaji, wo ich mit Bernd und Katrin aus Deutschland einen Bungalow teilte. Alle anderen Gruppenmitglieder sind schon im Laufe des Tages via Brüssel angekommen, ich war der Letzte.
Die Bungalows sind sehr einfach, leicht muffig. Das Bett ok, viel Wasser kommt nicht aus den Leitungen. Aber egal, ich bin müde und schlafe ziemlich rasch ein.
Sonntag, 2. Februar
Um halb 9 aufgestanden, um 9 Uhr dann beim Frühstück die restlichen Gruppenmitglieder kennengelernt. Ein pensioniertes Lehrerpaar - Jochen und Christiane. Dann noch Mutter Birgit mit Tochter Judith und die Happy-Family mit Steffi und den Kindern Theo und Ella sowie Conny. Und einer von mehreren Affen beobachtet uns ganz genau ...
Um halb 11 fuhren wir dann mit 2 Autos (davon 1 Pickup) in die ca. 15 km entfernte Hauptstadt Banjul.
Flache Häuser - eher Barackenbuden - rumpelige und staubige Straßen, viele Läden und Leute. Wir fahren eine Stadtrunde, dann besichtigen wir das einzig "sehenswerte" Bauwerk neben der Moschee: so eine Art Triumphbogen, von wo man eine ganz gute Aussicht über Banjul hat.
Danach wird eine Batiktücher-Werkstätte besichtigt (=Werbeverkaufsveranstaltung). War aber ganz interessant, vor allem die Vielfalt der angeboten Tücher, Decken, Shirts ...
Mittagessen gab es auch hier: gebratenen Fisch mit würzigem Reis. Gegessen wurde mit der rechten Hand, ohne Besteck. Von uns 12 Leuten aus 4 grossen Tellern. Nach dem Essen besichtigten wir dann noch einen richtigen Markt, mit allem Drum und Dran. Viel "Glump" aus China wird angeboten, aber auch einheimische Handwerkskunst, Parfüms und und und. Außer ein paar Flipflops erwerbe ich nichts.
Es war sehr heiß den ganzen Tag, keine Wolke am Himmel. Die Dusche am Abend mit lauwarmen Wasser war eine Wohltat. Von Silwia hab ich eine Simkarte für mein Handy bekommen, mit 1 Euro konnte ich 3 Minuten nach Österreich telefonieren. Schon sehr günstig!
Wir teilen unser Gepäck auf, die Koffer werden nach Kartong gebracht, wo wir in 4 Tagen nach der morgen beginnenden Flussfahrt eintreffen werden. Wir nehmen aus Platzgründen nur die Sachen mit, die wir für das Leben am offenen Schiff brauchen werden.
Am Weg zum Abendessen in einem Strandlokal (Filetsteak mit Bratkartoffel) am nahen Strand wurden wir noch Zeugen einer "Auffahrt". Ein paar Polizeimotorräder, dann ein paar Jeeps mit aufgebauten Maschinengewehren - und dann 2 Strechlimousinen auf Basis HUMMER. Der Herr Präsident war auf dem Weg von irgend einer Veranstaltung am Rückweg in die Stadt. Tatü Tata, bitte Platz machen ...
Montag, 3.2.
Tagwache um halb 6, Abfahrt um 6 mit einem 12-Sitzer Nissan-Bus. Da haben locker 13 Leute samt kleinem Gepäck Platz, samt Fahrer sogar 14. Wir fahren wieder durch Banjul, unser Ziel ist der Fährhafen, von wo wir 1 Stunde über den Gambia-Fluss auf einer offenen Fähre nach Barra übersetzen. Wir Passagiere können und dürfen, für den Bus ist aber kein Platz mehr.
Silwia hat den Busfahrer aber gestern ausdrücklich aufgefordert, den Bus über Nacht bei der Fähre zu parken, damit er ja hinaufkommt. Aber nein, der Fahrer hatte was anderes vor. Das heißt, wir müssen warten, bis die Fähre von Barra wieder nach Banjul ausläuft, dort entladen und neu beladen wird und so nach ca. 4 Stunden geht es weiter. Wir frühstücken in einem "Restaurant" im Hafen, wärmen uns von der doch recht kühlen Überfahrt auf, beobachten die "Billigfähren" - und die Zeit vergeht. Besichtigen die Überreste eines Forts aus der Sklavenzeit, schauen Schiffbauern zu und Trägern, die Passagiere zu den Fährbooten tragen, und um ca. 13:30 kommt unser Bus und unsere 250 km-Fahrt nach Farafenni, am gegenüberliegenden Ufer des Gambia-River von Georgetown - durch sehr viel Steppe/Dschungel - kann beginnen und soll in etwa 5 bis 6 Stunden dauern.
Ca. 40 km vor dem Ziel zieht es unseren Bus plötzlich ansatzlos nach links über die Straße, knapp vor dem Straßengraben bekommt ihn der Fahrer zum Stehen - links vorne Reifenschaden. Der Reifenwechsel dauerte nicht lange und weiter ging die Fahrt, keine 10 km später war Radlager rechts vorne hin. Eine Stunde mussten wir auf einen Ersatzbus warten, dann abenteuerlich mit "Passagier" hinten drauf auf der Stoßstange und im eigenen Ölnebel (auch alle paar km Kühlwasser nachgefüllt) bis zum Dschungelcamp JANJANBUREH gefahren. Erreichen das Schiffscamp gegen 20 Uhr, von der Hauptstraße ca. 3 km querfeldein, staubige Angelegenheit. Abendessen, dann Betten am offenen Schiff bezogen. Ganz gut unter dem Moskitonetz geschlafen.
Dienstag 4.2.
Gegen 8 aufgestanden und bald danach war Frühstück und Abfahrt, den ganzen Tag etwa 120 km den Fluss aufwärts, ein Nilpferd und ein größeres Krokodil sehen wir am Ufer, weit genug weg von uns.
1. Stop in BANSANG. Pfoa. Afrika pur. Dann weiter bis BASSE SANTA SU (bald danach endet der schiffbare Teil des Gambia-River), Afrika purer. Stadtrunde auf Eselkarren, dann ein Stück Flussabwärts geankert und an Bord gegessen. Rindfleisch, Kuskus, Salat, Melone. Toller lauer Abend, gegen 23 Uhr unters Netz.
Mittwoch, 5.2
Wieder gegen 8 Tagwache, Frühstück an Bord, dann wieder Fahrt Fluss abwärts. Und da Flusspferde bzw. Krokodile eher ortsgebundene Tiere sind, sehen wir die beiden Viecherln von gestern heute nochmals. 1. Stop in kleinen netten Dorf Kanyube mit einer kleinen Koranschule, Mangobäume stehen herum und am Ufer werden frisch gefangene Fische geputzt. Sehr idyllischer Ort - aber auch vom Einfachsten. Ohne Strom, ohne fließendes Wasser.
Ein paar Flusskilometer weiter machen wir unseren 2. Stop in KOSSEMAR TENDE, auch dieses sehr afrikanische Dorf wollen wir besichtigen. Jedoch wird Silwia gleich gefragt, ob wir einen Arzt in der Gruppe haben, ein älterer Mann hat schon seit Tagen starke Schmerzen im Bereich der Leber und einen ziemlich aufgeblähten Bauch. Steffi tastet ihn ab - ziemlich sicher hat er eine gröbere Gelbsucht. Geld für den Arzt im Krankenhaus hat er auch nicht, deshalb werfen wir zusammen und schenken ihm die notwendigen 1200 Dalassi (ca. 24 EURO) mit der Aufforderung, ja ins Krankenhaus und nicht zu einem Heiler zu fahren.
Stifte, Luftballons und Kullis wechseln noch den Besitzer, dann fahren wir durch die einzigartige Landschaft wieder weiter.
Gegen Abend sind wieder beim Ausgangspunkt unserer Schiffsfahrt zum Abendessen, dann so um halb 10 weitergefahren um für morgen Zeit zu gewinnen.
Bei halbem Mond fahren wir einsam auf dem ruhigen Fluss dahin, es werden ostdeutsche Volkslieder gesungen, es herrscht lockere und gelöste Stimmung an Bord. So um 10 verlässt uns Judith nach oben, sie will die Schlafplätze herrichten, herunten brummt der Motor - und dann passierte es. Ein Wahnsinnskracher, alles fliegt durch die Gegend, die Bordwand direkt neben mir splittert und ein dunkler Schatten schiebt sich neben mich - und dann ist es ruhig. Wir wissen nicht, was los ist, vermuten aber, dass wir einen überhängenden Baum erwischt haben und der übers Deck schrammte. Das Heck beginnt leicht zu sinken, Wasser dringt ein. Ich habe meinen Rucksack auf der anderen Seite und krieche über die Reling auf die andere Seite und berge ihn samt der Badetasche. Dann steigen wir alle aufs Oberdeck hinauf und sehen, was geschah: ein anderes Schiff ist uns voll in die Steuerbordseite gekracht, der Bugbaum steckt in unserem Schiff - knapp dort, wo ich gesessen habe, ist er in das Schiff eingedrungen, der dunkle Schatten, den ich sah, war der Bug des anderen Schiffes. Mir gegenüber saßen Theo und Conny, die auch enormes Glück hatten und vom Bugbaum knapp verfehlt wurden. Die Besatzung vom Schiff greift ein und wir bergen alle unsere Taschen und Decken, die ja großteils am Oberdeck lagerten. Judith wurde beim Aufprall im hohen Bogen vom Oberdeck in den Fluss geschleudert, konnte aber gleich das Schiff schwimmend und unverletzt erreichen. Das große Schiff ist noch voll manövrierfähig und im Retourgang tuckert es zum Ufer, unser Schiff aufgespießt hinter sich herziehend. Nach einer Weile erreichen wir auf diese Art das Ufer - und haben wieder Glück. Es ist eine Orangenplantage am Ufer, der Boden ist trocken und begehbar. Es hätte ja auch Sumpf und so sein können. Ein Feuer wird angemacht, Decken gereicht und wir sitzen am Ufer - und der Schock kommt jetzt langsam durch. Zum Glück funktionieren die Handys der Einheimischen, Anna im Camp wird informiert und zum schicken eines Rettungsbootes aufgefordert.
Nach etwa eineinhalb Stunden ist das Boot da und wir steigen mit allen unseren Taschen ein, es geht zurück zum Camp. Nach ca. gut der Hälfte der Fahrt fällt dann der Motor dieses Bootes mit Motorschaden aus, wir treiben in sternklarer Nacht in der Mitte des Gambia-Rivers flussaufwärts. Es ist nämlich gerade Flut - und die drückt das Wasser bis zum Oberlauf des Flusses. Der Bootsführer versucht, den Motor wieder in Betrieb zu bringen, muss aber bald einsehen, dass kaputt kaputt ist. Ein Anruf ins Camp, eine halbe Stunde später kommt das nächste Boot und nimmt uns längsseits. Gemächlich tuckern wir bis zum Camp und bekommen Bungalows zugewiesen. Silwia verlangt nach Gin und Bier, ich habe sehr starke Schmerzen in der Schulter. Auch Conny, die mir gegenüber auf unserem Schiff saß, hat es an der Schulter erwischt. Theo hat ein paar blutige Kratzer am Bein - sonst sind alle unverletzt geblieben. Ich suche meine Schmerztabletten heraus (die Globuli von Christiane haben ja natürlich nicht gewirkt) und lege mich ins Bett. Mir ist jetzt nicht nach Gasthaus sitzen. Nach einer Weile schlafe ich ein ....
Gegen halb 9 tuckert dann das große Boot langsam beim Camp ein - unser zerstörtes Schiff längsseits angebunden, nur die Reling des Sonnendecks schaut aus dem Wasser. Die Aufregung im Camp ist plötzlich groß, weil die holländische Gruppe wusste nichts davon, dass ihr Schiff in einen Unfall verwickelt war. Der "Transport" legt an der Mole an und viele von unserem Schiff in der Nacht noch geborgene Sachen werden an Land gebracht. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die auf dem Tisch lagen, ging glücklicherweise nichts verloren. Gegen 11 Uhr hatten die Holländer ihre Sachen auf dem tatsächlich unbeschädigt gebliebenen Schiff verladen und begann ihre "Kreuzfahrt". Wir mussten warten, der kaputte Kühler von dem Bus, der uns hierher brachte, war noch nicht repariert worden, der ursprüngliche Bus mit dem kaputten Radlager war ebenso nicht einsatzfähig. Gegen 12 Uhr wurden wir von einem Motorboot aus Georgetown abgeholt und über den Fluss gebracht. Im Hafen von Georgetown stand schon der Ersatzbus für die 310km-Reise nach Kartong bereit.
Wir verließen über die Brücke die Insel und fuhren auf teilweise sehr guter, dann wieder sehr holpriger Straße dahin - großteils sahen wir links und rechts Steppe, ab und zu ein paar Affen in den Bäumen und eine große Pavianherde am Straßenrand. Eine kurze Mittagspause mit Majonaisebaguette, Eier und Tomaten in SAMO, dann weiter auf einer ca. 2 Jahren alten Fernstraße. Kein Schlagloch, großteils kerzengerade. Noch ein kurzer Stop kurz vor Kartong, dann parkte der Busfahrer im Garten von Emil´s Haus ein. Der erste Teil der Reise war mehr oder weniger "erfolgreich" beendet ...
Alle 11 haben wir hier nicht Platz, deshalb haben sich die älteren Teilnehmer (Jochen, Christiane und ich) entschieden, in der Äquatorial-Lodge etwas außerhalb zu übernachten - hier wird es nämlich bedeutend ruhiger sein als mitten in Kartong beim morgen beginnenden Festival. Wir essen noch Fisch, Kartoffel und Salat, dann bringt Emil uns 3 zu den Bungalows. Es sind einfach Häuser, haben jedoch WC und Kaltwasser-Dusche. Bis zum Strand sind es ca. 150 Meter, bis auf ein paar "Einheimische" ist niemand zu sehen ....
Donnerstag, 6.2.
Jochen und Christiane kommen um halb 6 - ich stehe um halb 8 auf und lasse alles nochmals in Gedanken ablaufen. Einen halben Meter weiter rechts sitzen auf dem Schiff- und ich sitze jetzt sicher nicht mehr hier. Über den Grund des Unfalles gibt es natürlich zwei unterschiedliche Aussagen: Radar bzw. Funk sind hier etwas ganz unbekanntes, Positionslichter hatte keines der Schiffe, die Besatzung des anderen Schiffes sagt, sie haben mit Taschenlampen Lichtzeichen gegeben, die unser Bugmann jedoch falsch verstanden habe. Der wiederum sagt, die Lichtzeichen sind falsch gewesen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob überhaupt jeweils ein Bugmann am Bug war.
Nur eins steht sicher fest: das andere Schiff ist näher beim Ufer gewesen als wir und ist in Richtung Flussmitte ausgeschert, als wir kamen. Ob unser Kapitän reagiert hat und auch zur Flussmittel steuerte oder gerade aus weiterfuhr, keine Ahnung - ist ja auch egal. Auf alle Fälle krachte der Bugbaum nicht langsam neben mir ins Schiff ...
Doch ziemlich müde falle bald nach 20 Uhr ich in einen tiefen und unruhigen Schlaf, im Traum musste ich Formulare ausfüllen und die Todesursache bekanntgeben.
Freitag, 7.2.
Ein Affe springt um halb 8 auf das Dach vom Bungalow und weckt mich. Auch meine Nachbarn sind munter und gemeinsam gehen wir zum Frühstück. Die Arnika-Salbe von Christiane hat gut gewirkt, ich kann meinen rechten Arm etwas mehr bewegen. Silwia erklärte uns gestern noch, dass der heutige Tag zum Relaxen am Strand dient und sie mit allen Leuten zu uns kommen wird.


Jochen und Christiane machen sich nach dem Frühstück zu Fuß auf nach Kartong, ich erkunde den Strand und sitze dann im Schatten eines Baumes und schreibe Reisebericht. Natürlich habe ich immer wieder Bilder von unserem Unfall im Kopf, langsam wird mir auch immer klarer, wie knapp ich bei diesem Unfall an einer Katastrophe vorbeigeschrammt bin. Ein halber Meter gab den Ausschlag.

Am Nachmittag kommt die restliche Gruppe hierher und es wird ordentlich geplantscht. Um halb 6 spazieren wir dann alle gemeinsam nach Kartong, es gibt Abendessen im BlueMango-Guesthouse. Gekochtes Gemüse mit Reis und Fisch. Sehr schmackhaft. Und Emil hat eine Salbe abgemischt, die mir von Silwia in die schmerzenden Schulter massiert wird.
Um ca. 19 Uhr besetzen wir dann unsere Plätze in der Festival-Arena und harren der Dinge, die da auf uns zukommen werden. Wie bei uns, so werden auch hier Reden geredet - über die Geschichte des Festivals und Kartong, über die sehr sinnvollen Bestrebungen, die Gegend plastiksackerlfrei zu bekommen - und über das Verhalten gegenüber Touristen, die ja doch viel aus der Region nach außen transportieren. Und das soll natürlich positiv sein. Eine Big-Band gibt sich sehr viel Mühe, die Eröffnung musikalisch zu untermalen. Sehr viel Mühe ...

Für den Besuch des Festivals ist natürlich Eintritt zu bezahlen, den sich die Einheimischen für die vielen Kinder aber nicht leisten können. Silwia sammelt aber in ihren Reisegruppen jedes Mal für viele Kinder den Eintritt von jeweils 10 Dalasi (20 EUROCENT). Ca. 100 Kinder können dadurch am Festival teilnehmen.
Trommler, Tänzer und Sänger spulen ein tolles Programm ab, einzig die Voodoo-Zauberer treffen mit ihrem Kinderausziehprogramm nicht unseren Geschmack. Highlight war die große Trommlergruppe mit den Akrobaten von MAMA AFRICA. Um halb eins war Schluss, um halb zwei hieß es gute Nacht.
Samstag, 8.2.
Ausgiebiges Frühstück nach einer gut durchgeschlafenen Nacht, gegenüber des Guesthouse von Emil ging die Party bis gegen 5 Uhr. Um 11 werden wir von Sille abgeholt und ca. 2 km weit zur Reptilienfarm gefahren, wo der Rest der Gruppe schon auf uns wartete.
Wir besichtigen ein paar kleinere Schlangen, zwei ca. 2,5 m große Pythons, einige Warane, Echsen und Schildkröten. Die Farm dient teilweise zum Erhalt der verschiedenen Arten und Schulkinder werden hier über die Gefahren bzw. Behandlungsmöglichkeiten nach Schlangenbissen aufgeklärt.
Auf der anderen Straßenseite führt die Zufahrt zum SANDELE-Resort, ein Biobungalowdorf. Es wird in Gambia doch einiges unternommen, die Ressourcen der Natur zu schützen und gleichzeitig zu nutzen. Von Sandele ist es zu Fuß am Strand entlang ein Spaziergang von etwa 2 km bis zu meiner Lodge. Ich springe ins erfrischende Meer und lasse mich von den ziemlich kräftigen Wellen herumschaukeln. Und als ich mir ein Wasser kaufte, glaubte ich an eine Halluzination: da lehnt doch tatsächlich ein Paar Schi an einer Wand. Die wurden vor einigen Jahren von holländischen Touristen hier gelassen. Warum aber ausgerechnet Touristen aus Holland Schi mit hatten, konnte ich nicht erfahren ....

Um halb 6 machen wir uns auf den Weg zu Silwia, es gibt das übliche und sehr gut schmeckende Abendessen: gekochtes Gemüse mit Reis und Fisch. Anschließend dann wieder zum Festival, nur Bernd fällt aus. Er hat starke Kopfschmerzen und Durchfall. Auch heute wird getrommelt, getanzt und gesungen, was das Zeug hält.
Absoluter Höhepunkt wieder die große Trommlergruppe mit den Akrobaten von MAMA AFRICA. Um halb 1 war Schluss, ein voll eingerauchter Taxler brachte uns doch gut bis an die Abzweigung zu unserer Lodge...
Sonntag, 9.2.
Halb 9 Tagwache, das war kurz nach dem Zeitpunkt, als die Party in Kartong geendet hat. War für die anderen Leute unserer Gruppe wieder eine "aktive" Nacht. Ich setze mich mit dem Notebook in den "Garten", um Reisebericht zu schreiben. Doch der Ressortchef findet in mir den gesuchten Gesprächspartner. Er erzählt mir, dass er schon in Bayreuth und Holland war, will wissen, welche Autos in Ö üblich sind. Heuer wird er wieder nach Holland zu Freunden reisen, er will gebrauchte Autos per Schiff nach Gambia importieren und damit das große Geld machen. Ich wünschte ihm viel Glück für dieses Vorhaben.
Der Tag vergeht mit viel Nixtun, am Abend ist wieder der Besuch des Festivals angesagt. Heute zieht es sich ziemlich, die Ringkämpfe lassen lange auf sich warten, Grund sind Allüren der Stars und zwei Stromausfälle. Dann müssen wir noch ein Theaterstück in der Landessprache über uns ergehen lassen, um das Highlight des heutigen Abends zu sehen: Der irre Tanz des KUMPO und des KANKURAN.
Es ist wieder halb Eins, als wir uns ein Taxi nehmen und ins Ressort fahren lassen - diesmal ist der Fahrer nicht eingeraucht.
Montag, 10.2.
Gegen 10 Uhr machen wir uns vom Blue Mango-Haus auf den Weg in die Schule. Sie liegt gleich gegenüber, das Schulgelände war auch Festival-Gelände. Der Direktor empfängt uns in seinem "Büro" und erklärt gleich einleitend, dass er mit dem Festival am Schulgelände keine Freude hat, es ist viel Arbeit und es wird auch viel kaputt. Es handelt sich um eine "Gesamtschule", in der von der 1. bis zur 9. Stufe fast 1000 Kinder unterrichtet werden, 3/4 davon sind Moslems, der Rest Christen - in Klassen mit ca. 50 Kinder. Die Schule lebt großteils von Sponsorgeldern, auch das Schulgeld bzw. Geld für die Verpflegung ist großteils gesponsert. Da kommen unsere Geschenke wie Blöcke und Kullis gerade recht.
Wir besuchen eine 4. Stufe, werden mit 2 Liedern willkommen geheißen und setzen uns zu den Kindern in die Bänke, um am ausschließlich englischsprachigen Unterricht teilzunehmen. Und der funktioniert weltweit gleich: die meisten Kinder arbeiten ordentlich mit, andere interessiert das Vorgetragene rein gar nicht - sie lümmeln und schlafen vor sich hin. Ich gebe der Lehrerin im Anschluss ca. 50 Lutscher, auch in etwa 50 Kullis - und eine Großpackung Kaugummis. Sie versperrt alles in den Kasten, die Aufteilung wird von ihr in aller Ruhe vorgenommen. Dann besuchen wir noch kurz eine 8. Klasse, wo schon auch Jugendliche mit über 20 Jahren sitzen. Silwia erklärt mir, dass es maximal 2 Wiederholungen gibt, dann wird man von der Schule verwiesen. Es ist aber kein Problem, mit einem anderen Geburtsdatum nochmals eingeschult zu werden. Es ist jetzt Mittagspause, wir sehen die Ausspeisung mit Brot und Reis, danach machen wir noch einen Blick in die Schulküche.
Nach einer gut tuenden Pause gehen wir noch ein kurzes Stück in den nahen Wald, wo wir die betenden Frauen von Folonko besuchen. Gegen eine Geldspende wird für uns gebetet, Silwia überreicht den sicher sehr, sehr alten Frauen kleine Geschenke wie Kerzen und Kekse.

So, das Kulturprogramm ist vorbei, der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Ich gehe kurz baden, lege mich dann aber im doch kühleren Bungalow aufs Bett, draußen ist es mir einfach zu heiß. Um 5 bin ich mit Jochen und Christiane wieder bei Silwia, sie spaziert mit uns ins Dorf der Flüchtlinge aus Guinea Bissau, das sich ca. 1 km auf der anderen Straßenseite befindet. Es gibt einen enormen Unterschied in der Lebensweise bzw. im Baustil zu Kartong. Wir sehen, wie Palmöl hergestellt wird, schauen beim Mörsern von Getreide zu und besichtigen ein Haus von innen. Den angebotenen Palmwein lehne ich zur Sicherheit ab - und erfahre von Jochen, dass er wie Sauerkrautsaft schmeckt. Über die Nebenwirkung ist nichts bekannt, aber die beiden trinken auch nur einen Schluck - Risikominimierung heißt das.
Jochen bläst mit den Kindern Seifenblasen, Christiane singt und tanzt, ich verschenke einen Ball, mit dem gleich ordentlich gefußballert wird. Wir überqueren noch den großen Sportplatz, wo mit luftleeren Fußballhüllen Fußball gespielt, wettgelaufen und hochgesprungen wird. Es war ein sehr sehr interessanter Besuch in einer ganz anderen und fremden Welt.
Zum Abendessen gibt es Salat mit Tomaten und Zwiebel, Reis mit pikanter Sauce und Schweinefleisch. Silwia hat selber gekocht, sie kann das sehr gut.
Dienstag, 11.2.
Frühstück um 8, dann zu den anderen spaziert. Heute reisen wir in die Casamance, die Frucht- und Kornkammer Senegals. Als erstes steht der Besuch von Katack am Programm, wo wir zu Fuß hingehen. Nur eine kurze Überfahrt mit einem Kanu - und wir sind im Grenzgebiet von Senegal. Ein Grenzposten ist auch vorhanden, aber der kleine Grenzverkehr zwischen Kartong und Katack wird geduldet. Katack ist ein kleines Dorf mit sehr freundlichen Leuten. Emils Vater lebte hier, auch jetzt sind noch viele Familienglieder hier.
Wir spazieren durch das Dorf, besichtigen die Gärten, wo nicht nur Gemüse angebaut wird, schauen in das eine oder andere Haus, lernen einen 92jährigen Herrn kennen, essen Mandarinen bzw. Orangen, später dann gekochtes Huhn mit Reis. Nach einigen Stunden im Ort wandern wir dann wieder zum Fluss und lassen uns zurück nach Gambia paddeln. Für den Rückweg ab der grünen Grenze hat Silwia gestern bereits Eselkarren organisiert.
Eines ist mir aufgefallen: es liegen am Ufer meterhohe Schichten von Muschelschalen. Silwia erzählt uns dann, dass die "Austern" an den Luftwurzeln der Mangroven sehr gut gedeihen und von den Einheimischen richtig "geerntet" werden - allerdings nur dann, wenn Untersuchungen ergeben, dass die das Wasser von Schadstoffen filternden Muscheln auch einwandfrei genießbar sind. Die leeren Schalen werden dann am Ufer angehäuft oder es wird Kalk zum Streichen der Lehmhütten daraus gewonnen.
Mittwoch, 12.2.
Bootsfahrt am Grenzfluss. Wir fahren vom BlueMango mit 2 PKW ca. 3 km zum Fluss, wo wir schon erwartet und auf 3 Boote aufgeteilt werden - ich habe das Glück, auf einen originalen Einbaum zu dürfen. Doch recht wackelige Angelegenheit ... Wir paddeln eine gute Stunde den Fluss aufwärts, dann wieder zurück. Einige Vögel konnten wir beobachten - und natürlich das sehr interessante Ufer mit den vielen Mangrovenbäumen. Nach dem Rückweg gab es bei der Anlegestelle frisch gepressten Orangensaft und die üblichen Papayas. Auch können wir die Fischräucherei besichtigen, wo sicher mehr als tausend Fische über Holzkohlenglut geräuchert werden.
Ich will danach nicht mit dem Auto zurück fahren, ich gehe zu Fuß bis Kartong und dann gleich weiter zur Lodge. Es ist sehr heiß, aber ein Bad im Meer schafft Abkühlung, danach gibt's eine Ruhestunde. Abends essen wir in der nahen Lodge Boboi gebratenes Huhn mit Pommes bzw. Reis und gegen 22 Uhr ist Nachtruhe angesagt, morgen ist etwas früher Tagwache.
Donnerstag, 13.2.
Tagwache um 3/4 7, um 7 holt uns Lamy ab und bringt uns zu Silwia. Der Bus wartet auch schon auf uns, das ganze Gepäck wird am Dach verstaut bzw. festgebunden und dann fahren wir zum Fährhafen, wo wir frühstücken. Mein Koffer kommt dann in einen Einbaum und gemeinsam mit Birgit und Bernd schaukeln wir auf das andere Ufer zu - wir sind in Senegal - ganz ohne Passkontrolle, es war kein Grenzer zu sehen. Das ganze Gepäck wird auf zwei wartende PKW`s aufgeteilt, ebenso unsere Gruppe. Judith, Ella und ich lassen uns mit dem Motorrad (125er SYM) bis ins erste Dorf bringen.
Da besichtigen wir die 8klassige Schule samt Vorschulklasse, lassen Stifte, Kullis, Lutscher und dergleichen hier, dann spazieren wir ca. 45 Minuten anfangs durch den schattigen Dschungel, dann durch ein sehr sonniges und heißes Flussbett bis zur Lodge KABADIO, wo es Getränke und vor allem Schatten gibt. Um 14 Uhr essen wir gebratenen Fisch mit Kuskus und viel Gemüse, darauf Kaffee - ohne Kuchen. Es ist sehr sehr heiß und wir können uns für eine gute Stunde in die Bungalows zurückziehen und uns ausrasten bzw. ein bisschen schlafen. Um 16 Uhr werden wir dann mit 2 PKW ins ca. 7 km entfernte ABENE gebracht - und erfreuen uns an den komfortablen Hütten mit Strom, WC und Dusche in der Lodge LE KOSSEY. Was so eine Dusche nach einem sehr heißen Outdoor-Tag für eine Wohltat sein kann ...

Im Senegal ist die Amtssprache französisch, daher ist mit unserem Englisch bald Schluss, aber Fanta, Cola und Schweppes können wir auch so bestellen. Und wer will, bekommt sogar sein Bier bzw. seinen Vin zum Salat mit gebratenen Scampi, Pommes, Brot und viel Gemüse. Um 9 Uhr liege ich dann unter dem Moskitonetz und schau einer kleinen Eidechse zu, wie sie von der Zimmerdecke aus mir zusieht ....
Freitag, 14.2.
Um 8 Uhr treffen wir uns beim Frühstück, alle haben gut geschlafen. So um 9 dann spazieren wir auf der "Hauptstraße" in die Stadt Abene. In Etappen gelingt es uns, Euro umzuwechseln. Viele Läden sind am Straßenrand und bieten alles mögliche an - von Getränken bis zu Baumaterial und Benzin in Flaschen. Bernd wird von Mikael in das Krankenhaus begleitet, sein Magen macht ihm große Probleme, jetzt schon über eine Woche. Bei den Holzschnitzern kehren wir dann für eine gute Stunde ein, Judith hat einiges an Werkzeug mitgebracht. Auch mehrere Betonbohrer, Eisenfeilen und eine Eisensäge.
Wir kaufen uns ein paar Kleinigkeiten als Souvenir, dann spazieren wir zur örtlichen KFZ-Werkstätte und bekommen das Schweißgerät erklärt: irgendwelche Früchte werden irgendwie in einer Pressluftflasche "angesetzt", das entstandene Klärgas wird dann bei Bedarf mit Sauerstoff vermischt - und unter ständiger Explosionsgefahr wird dann an allen möglichen Fahrzeugen herumgeschweißt. Unser nächstes Ziel ist dann der größte Baum Westafrikas - ein wahrer Riese will fotografiert werden. Danach gibt es zwei Optionen: Palmwein trinken gehen oder zurück zum Bungalow und am nahen Strand relaxen. Ich entschied mich für ....
Samstag, 15.2.
Die 4 Deutschen Conny, Steffi, Theo und Ella verlassen uns heute, sie fliegen zurück nach Deutschland.
Nach dem Frühstück fahren wir durch das morgendliche Abene, dann ca. 10 km zur kleinen Ortschaft Kassel, von wo aus die Bootstour in die Karoninka-Islands beginnt.
Wir fahren fast 2 Stunden flussabwärts, nehmen eine Frau mit ihrem Einbaum für ein Stück in den Schlepp, dann sind wir in dem einsamen Dorf Kaiilo in der unendlichen Sumpf-, Insel- und Mangrovenwelt der Casamance: Koordinaten: 12.824722 bzw. -16.749167, wo wir schon von der Familie eines unserer Guides erwartet werden. Ursprünglicher als dieses Dorf kann Afrika eigentlich nicht mehr sein. Wir spazieren durch den Dschungel und werden Zeugen einer Zeremonie, in der ein böser Fluch vertrieben werden soll. In den letzten Monaten sind einige Männer aus dem Dorf aus unerklärlichen Gründen verstorben - und dieser böse Zauber soll eben vertrieben werden. Dann gehen wir gemeinsam mit den Einheimischen ins Dorf zurück, wo schon eine Kuh geschlachtet wurde, es wird ein Dorffest geben. Die Geier kreisen über den Dorfplatz, auch für sie fällt von der Kuh etwas ab.
Wir verteilen viele Luftballons, Lutscher und Kekse, sitzen dann im kühlen "Wohnzimmer" eines Hauses und essen unsere mitgebrachten Brote, Palmwein wird serviert. Ich koste einen Schluck - brrrrrrr. Ranzig schmeckendes Sauerkrautwasser. Aber ich hab ja meine Wasserflasche dabei. Wir machen uns dann wieder auf den Weg zum Boot, doch es gibt kein Weiterkommen. Michael, einer unserer beiden Guides, kennt jeden in dem Dorf. Überall gibt's was zu reden und erzählen.

Unter einem großen Baum sitzen viele Frauen in tollen Gewändern im Schatten, die Zeremonie klingt hier mit Trommelmusik und viel Palmwein aus. Gerade rechtzeitig, bevor unsere Mannschaft sich zu viel dem Palmwein hingeben kann, übernehmen wir das Kommando und drängen sanft aber bestimmt zum Aufbruch. Knapp 2 Stunden (und viele Pelikan- und Reiherbeobachtungen) später sind wir wieder in Kassel, müssen die letzten 300 Meter jedoch zu Fuß durch den Flussarm gehen, es herrscht Ebbe und das Boot sitzt bald einmal auf.
Voll von tollen Impressionen treffen wir müde in der Lodge ein, bald nach dem Abendessen (wieder Salat Crevette, heute zusätzlich mit einem gebratenen Barrakuda) ist allgemeine Ruhe angesagt.
Sonntag, 16.2.
Ziemlich frisch und sehr windig ist es, als wir uns um 9 Uhr beim Frühstück treffen, keine Chance, sich am Strand in die Sonne zu legen. Aber es ist ja Ruhetag angesagt. Ich ziehe mich ins Zimmer zurück und lese, spaziere dann ein bisschen am Strand. Um 15 Uhr gibt es wieder Salat Crevette. Der Wind hat nachgelassen, es lässt sich am Strand jetzt sehr gut aushalten.
Montag, 17.2.
Gute 15 km südlich von Abene liegt der Marktort Kafountine - nebenbei der bedeutendste Fischereihafen im Senegal, noch vor dem der Hauptstadt Dakar.
Am Anfang des Hafens (= einfach der Strand) können wir den Bootsbauern zuschauen, wie sie in Handarbeit die fast 30 Meter langen Schiffe herstellen. Etwas weiter liegen 100e Boote am Strand und werden für die nächste Ausfahrt vorbereitet. Und ein sehr fischiger Duft liegt in der Luft.
Zig tausende Fische werden hier Luftgetrocknet oder auf Holzkohle geräuchert und für den Export vorbereitet. Beobachtet von Millionen Fliegen.
Wird die Fischerei von Senegalis durchgeführt, so erfolgt die Fischverarbeitung fast ausschließlich durch Flüchtlinge aus Guinea Bissau. Wir verkosten einen kleinen und eher geschmacksneutralen Fisch, essen ein paar Bananen und machen uns dann wieder auf den Rückweg zu unseren Bungalows nach Abene. Am Abend gibt's Spaghetti mit Crevetten. Eiweißmangel haben wir sicher keinen ...
Dienstag, 18.2.
Gegen Mittag machen wir uns auf die Rückreise zum Grenzfluss.
Bei der Einreise vor ein paar Tagen war die Grenzstelle unbesetzt, wir konnten deshalb auch keine Stempel in die Pässe bekommen. Jetzt bei der Wiedereinreise wollten sie aber den Stempel kontrollieren. Dauerte eine ganz Weile, bis sich Silwia mit den Burschen geeinigt hatte: Wir bekamen den Ein- und Ausreisestempel für den heutigen Tag, weil Rückdatieren geht nicht. Und sollte wer am Flughafen beim Abflug gefragt werden, ob und wie lange er in der Casamance in Senegal war, muss halt gesagt werden, nur 1 Tag. Na gut, machen wir.

Bei Silwias BlueMango-Guesthouse gibt es dann einen Salat, die restliche Gruppe setzt dann ihre Rundreise fort, ich bleibe und lasse die Zeit vergehen. Mein Transfer zum Flughafen durch Emil erfolgt dann um 21 Uhr, am Flughafen bin ich um 21:45 nach einer doch spannenden Fahrt durch dunkle nächtliche Dörfer und vielen unbeleuchteten Radfahrern und Fußgängern am Straßenrand. Checke ein und setze mich mit meinem E-Bookreader in den kahlen Warteraum. Abflug dann pünktlich um 23:55 und durch eine sehr holprige Atmosphäre mit kaum Schlaf nach Barcelona geflogen. Ankunft um 6 Uhr, Koffer abgeholt und gleich beim AUA-Schalter wieder eingecheckt - und mit dem T1-Bus um 7 Uhr 20 in die Stadt gefahren. Barcelona im Morgenverkehr ist auch ganz nett. Am Plaza de Cataluny ausgestiegen und zur Dauerbaustelle Sagrada Familia spaziert, dann durch die Rambla bis zur Markthalle und zu Mittag war ich wieder am Flughafen, die vorletzte Etappe stand am Programm. Naja, und um 17:55 stieg ich in Klagenfurt aus dem Flieger.
Schön war es, sehr lehrreich. Gesehen und erfahren haben wir sehr viel - typisch afrikanische Dörfer und Hütten, tolle Landschaften - und sehr viele freundliche Einheimische. Die blauen Routen sind wir gefahren, die roten Linien "geschifft". Danke an Silwia für die überaus professionelle Durchführung der gesamten Tour. Und an die deutschen Reisefreunde - ich glaube, wir waren eine ganz gute Truppe.
NACHTRAG:
Nach der Rückkehr besuchte ich am 26. Februar meinen Orthopäden, der mir Ultraschallbehandlungen gegen die Schmerzen im Schultergelenk verschrieb. Nach 10 Behandlungen waren die Schmerzen unverändert vorhanden, weshalb ich zu einer MRT geschickt wurde. Dauerte über ein Monat, bis ich dran kam, dann hatte ich den Befund: Muskelriss, Sehnenspaltung und Sehnenriss.

Dienstag, 15. April: OP-Vorbesprechung im LKH
Mittwoch, 7.5.: ab in das LKH Villach
Donnerstag, 8.5.: die Operation
Sonntag, 11.5.: Entlassung in häusliche Pflege, strengste Ruhighaltung des Armes für die ersten Tage ...
Montag, 19.5.: Entfernung der Nähte und Kontrollröntgen
Montag, 2.6.: Beginn der Physiotherapie
Dienstag, 17.6.: Ende der Physiotherapie
Mittwoch, 18.6.: Beginn der 3wöchigen Reha im med. Zentrum Bad Vigaun,
sehr viel brachten die Dehn- und Rotationsübungen mit der sog. SCHULTERSCHIENE.
(Winke Winke würden die Teletubbies sagen)
Mittwoch, 9.7.: Ende der REHA, die Schulter ist zu ca. 85 % wie vorher. An den restlichen 15 % muss ich natürlich noch einiges an "Arbeit" investieren.