Rundreise durch Nord-Äthiopien

 
 

Äthiopien ist ein Staat im Nordosten Afrikas. Der Name lässt sich aus dem altgriechischen ableiten und bedeutet frei übersetzt "das sonnengebräunte Gesicht". Mit 1.127.127 km² ist das Land das zehntgrößte Afrikas und fast dreimal so groß wie Deutschland. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 83 Einwohnern pro km², derzeit leben an die 95 Millionen Leute im Land. Äthiopien grenzt an den Sudan, Somalia, Eritrea, Kenia und Dschibuti, ist somit seit der Abspaltung von Eritrea ein Binnenstaat.

 
     
 

 

10.1.2015 Direkter Nachtflug Wien–Addis Abeba
Aber erstmals zum Nachtflug kommen - das ist nämlich auch nicht immer so ganz einfach, weil bei der Abfahrt am Bahnhof Villach wurde verlautbart, dass es von Friesach bis Unzmarkt einen Schienenersatzverkehr gibt, da die Bahnstrecke durch die schweren Regenfälle letzte Nacht mehrmals unterbrochen wurde. Somit waren 40 Minuten Verspätung schon vorhanden. Weitere 20 kamen dann in Wien dazu, weil die S7 zum Flughafen nur alle 30 Minuten fährt. Und ich war halt 10 Minuten zu spät. Natürlich haben die Verspätungen nichts gemacht, weil der Abflug findet eh erst um 23.05 Uhr statt. Laut Flugplan. In der Realität ergibt sich eine Verspätung von 30 Minuten, und aus denen werden bis zum endgültigen Start um 0:10 eine Stunde und 5 Minuten.

 
 
 
 

11.1.2015 Kurzbesichtigung von Addis Abeba
Also, die Reise hat ja eigentlich erst heute, Sonntag so richtig begonnen. Der Flug war ruhig, nur einmal wurde ich durch ziemliche Turbulenzen geweckt. Und dann nochmals um halb 2, als das Essen kam. Na gut, verspeise ich halt in einer Schlafpause Beef Stroganoff mit Gemüse, dazu ein Tonic. Den Kaffee hab ich schon verschlafen, genau so wie das Abservieren. Um 7 Uhr wurden wir durch Durchsagen geweckt, die Stunde Verspätung vom Abflug war aufgeholt - pünktlich um 8 Uhr landeten wir bei leicht wolkigem Wetter in Addis Ababa. Die ‚Neue Blume’ wurde 1887 von Menelik II. als neue Residenz gegründet und besteht heute aus einer Ansammlung vieler einzelner ethnischer Dörfer mit vielen Grün- und Waldstreifen zwischen den Stadtteilen. Über 200 verschiedene Vogelarten leben hier. Addis ist voller Extreme - Hochhäuser neben Wellblechsiedlungen, städtisches und ländliches Leben dicht nebeneinander. Die heimliche Hauptstadt Afrikas ist Sitz der Afrikanischen Union. Die wichtigsten Gebäude, die sich alle im Stadtzentrum befinden, sind: das Nationalmuseum, die St. Georgs- oder Dreifaltigkeits-Kathedrale und das Mausoleum Menelik II, der alte und neue Regierungspalast, diverse andere Kirchen sowie Gedenkstatuen und Parkanlagen.

2 Stunden dauerte dann der ganze Einreise-Visum-Zirkus. Es erfordert immer wieder viel Geduld und noch mehr Beherrschung beim Visa-Erwerb. Aber um 10 Uhr waren wir alle draußen und wurden von Istvan und Mars, einem einheimischen Guide in Empfang genommen und ins Saro-Marina-Hotel gebracht, ca. 15 Busminuten vom Airport. Eines fällt auf den ersten Kilometern gleich auf: Gerüstbau beherrschen sie hier ...

Um 14 Uhr findet die Stadttour statt, bis dahin haben wir "frei". Ich erkunde gleich die nähere Umgebung mit vielen Geschäften und Hotels. Auch eine erst vor ein paar Jahren erbaute Kirche gibt es zu bestaunen. Die Heilsarmee (oder irgend eine kirchliche Organisation) gibt Essen an Obdachlose aus, Gruppen von Kindern und Jugendlichen singen vor der Kirche tolle - wirklich tolle - Kirchenlieder und eine sehr junge Braut strahlt ihren doch um einiges älteren Bräutigam an.

Zum Essen kehre ich in einem Chicken-Hut ein, dann gehe ich zurück zum Hotel, die Rundfahrt beginnt. Wir fahren relativ zick-zack, vorbei am alten Präsidentenpalast hinter vielen Bäumen (trotzdem: NO FOTO!), vorbei am neuen Palast (ebenfalls hinter vielen Bäumen und NO FOTO!) und am Parlamentsgebäude (eh klar: NO FOTO!), sehen ein Denkmal an den Italienkrieg, viele Baustellen, schöne und weniger schöne Häuser - und sehr viele Obdachlose, die überall in den zahlreichen Parks herumliegen, auch auf den Grünstreifen zwischen den Fahrspuren.

Eine gute Stunde besichtigen wir das Äthiopische Nationalmuseum, das neben vielen teils Millionen Jahre alten Tierknochen auch anderen Artefakten natürlich auch LUCY beherbergt. 3,2 Millionen Jahre alt sind die wenigen Reste von dem vermutlich weiblichen Frühmenschen. Wir besichtigen die Maryam-Kirche, die St.Georgs-Kathedrale und sehen das Revolutionsdenkmal.

Um halb 7 sind wir wieder beim Hotel. Ich esse nebenan Ethiopian Tibes (gebratenes Rindfleisch in würziger Sauce, dazu das nur auf den ersten Biss eigenartig schmeckende Fladenbrot. Eigenartig - naja, ausschauen und anfühlen tut es sich wie ein sehr lange verwendeter Wette (Wischtuch von Format), schmecken leicht säuerlich, aber mit Fleisch und "Tunke" passt es schon.

Internet ist im Hotel auch vorhanden, aber während eine Seite aufbaut, war ich duschen ...

 
 
 
 

12.1.2015 Flug nach Bahir Dar. Bootsfahrt zu den Insel-Klöstern auf dem Tana See. Nachmittags Fahrt zu den Wasserfällen des Blauen Nils.
Der Abflug nach Bahir Dar findet um 12:00 statt - was bedeutet, dass wir nach dem Frühstück losfahren müssen, um rechtzeitig 2 Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Na gut, was solls. Wir fahren die von der gestrigen Herfahrt bekannte Route zum Flughafen, lassen alles über uns ergehen, schlagen die Zeit tot und fliegen wenigstens pünktlich mit einer DASH BOMBARDIER los. 50 Minuten Flug, teils dichte Wolken unter uns, teils Sonne. Beim Landeanflug auf Bahir Dar ist es sehr sonnig und wir sehen eine grandiose Landschaft und die vielen abgeerntete Getreidefelder - deutlich zu sehen die runden Flächen, auf denen Rinder im Kreis geführt werden und auf die Art das Getreide gedroschen wird. Erntemaschinen gibt's nämlich keine.

Bahir Dar, die Hauptstadt der Amhara-Region, liegt am idyllischen Tana-See, wo einheimische Fischer noch mit traditionellen Papyrusbooten zum Fischfang auf den See paddeln. In den auf zahlreichen Inseln gelegenen Kirchen und Klöstern spiegelt sich der kulturelle und religiöse Reichtum Äthiopiens wieder. Gebete, Feierlichkeiten und Zeremonien der Orthodoxen Kirche bestimmen das tägliche Leben eines Großteils der Bevölkerung. Wir checken im sehr modernen AVANTI BLUE NIL-Hotel ein, freuen uns über schnelles WLAN, machen uns frisch und werden ein paar Hundert Meter zum Mittagessen gefahren.
Wir essen am Strand vom Tana-See, dann beginnt unser Programm: ca. 30 km Fahrt zum Nil-Fall, wo sich die Wasser des hier in der Höhe entspringenden Blauen Nils über eine ca. 40 Meter hohe Klippe ergießen. Da jetzt gerade Trockenzeit ist, ist die Wassermenge natürlich gering. Die Straße vom Hotel zum Wasserfall und zurück ist ein Wahnsinn. Schotterpiste, halb Meter tiefe Rinnen und Löcher. So einen Zustand hat bei uns keine einzige Forststraße, nicht mal Hohlwege sind so letz beinander. Aber der Ausblick, der sich durch die langsame Fahrt ergibt, ist sensationell. Afrika purer als pur am Straßenrand. Strohhütten, Wände mit Lehm verschmiert, Rinder und Ziegen vor der Haustüre und in den Häusern, 1000e desinteressierte Leute und sehr neugierige Kinder am Straßenrand, Tuck-Tucks, LKW, Linienbusse. Und Staub. Einfach sehenswert.

Und der "Spaziergang" von einer guten Stunde ist sehr toll. Eine Brücke aus dem 16. Jahrhundert und einige kleine Dörfer sind am Wegesrand zu sehen.

Äthiopien PUR. Für sehr geringes Trinkgeld können die tollsten Fotos von den Menschen und ihren "Häusern" geschossen werden. Nur ein Choleriker in der Gruppe kriegt einen Anfall und heißt unseren Istvan alles. Es geht ihm eindeutig zu schnell. Dabei steht und schaut er alle 100 Meter und vergisst ganz aufs Gehen.

Ein paar Jungs aus einer kleinen Siedlung hängen sich uns an und wollen alles Mögliche verkaufen: Flöten, einfach gewebte Tücher, "seltene" Steine. Und einer ist besonders lästig, der will unbedingt meine Schuhe haben. Ich verschenke ein paar Kullis und Feuerzeuge, die Schuhe will er immer noch. Immer wieder erklären uns die Jugendlichen, dass sie Englisch-Studenten sind und für die Schule Geld brauchen. Auf die Frage, wo sie "studieren", gibt es keine Antwort, auch auf die Frage, warum heute schulfrei ist ...

 
 
 
 

13.1.2015 Landschaftlich schöne Fahrt nach Gondar. Besichtigung der mittelalterlichen Schlösser und Paläste König Fasiledas.
Tagwache kurz nach 5, Frühstück um 6, Abfahrt um halb 7 mit einem Boot auf den Tana-See. Nicht nur ein Papyrusboot ist am doch frühen Morgen am ruhigen See unterwegs. Wir besichtigen 2 der 37 Inseln, wo in Klöstern wertvolle Relikte aufbewahrt werden. Die Klöster sind eher einfache, kleine Bauten, umgeben von üppiger Vegetation und vielen Kaffeestauden. Natürlich fehlen nicht die diversen Verkaufsstände. Touristen kommen ja doch immer wieder hier her - und unser Reiseleiter Mars ist so richtig in seinem Element beim Erklären der diversen Gemälde ...

180 km asphaltierte Straße nach Gondar sind anschließend zu bewältigen. Wieder Eindrücke massivst unterwegs, ich kann mich an den Hütten am Straßenrand nicht sattschaun. Die Landschaft ist auch interessant, wir fahren doch einiges über 2000 m Seehöhe durch sehr viele Getreidefelder, einige größere Dörfer. Und bei jedem Foto-Stopp (ja, wir sind wie die Japaner :-) tauchen sofort aus dem Nichts Kinder auf, verkaufen Papiertaschentücher oder Kaugummis, betteln jeden Mister um Money an (fast alle sind Studenten, auch schon mit 5 Jahren ...)

Um 14 Uhr erreichen wir die 250.000 Einwohnerstadt Gondar, ehemalige Hauptstadt, jetzige Universitätsstadt (großes UNI-Krankenhaus). Irgendwie hat die Stadt Großstadtcharakter, obwohl sie von vielen Blechbuden und Strohhütten beherrscht wird. Und immer wieder sieht man moderne Hochhäuser mit Glasfassaden. Die alte Kaiserstadt liegt eingebettet zwischen Bergen auf einer Höhe von 2133 m. In Gonder befinden sich zahlreiche historische Gebäude und Kirchen. Das eindruckvollste imperiale Gebäude ist der Palast des Kaisers Fasilidas, der trotz des Bombardements der Briten im Befreiungskampf von 1941 noch sehr gut erhalten ist.

Im 17. Jahrhundert war Gondar am Fuße der Simien Mountains einst Hauptstadt von Äthiopien. Die Stadt entwickelte sich schnell zum einem einflussreichen Handelszentrum, das Waren sowohl mit den reichen Landesteilen südlich des Blauen Nils, als auch mit dem westlich gelegenen Sudan sowie dem am Roten Meer befindlichen Hafen Massawa tauschte. Seit der Antike von Axum war Gondar die erste dauerhafte Hauptstadt, gegründet von Kaiser Fasilidas. Die Legende besagt, dass König Fasilidas im äthiopischen Hochland von einem Büffel zu einem Wasserbecken geleitet worden war, aus dem ein alter Einsiedler zu ihm sprach, dass er an dieser Stelle eine Stadt gründen und ein Schloss errichten solle. Hier sind heute der grandiose, sehr gut erhaltene Palastbezirk von 1632 und die prachtvollen Gärten im europäischen Stil zu finden. Vom Dach des Palastes von Fasilidas eröffnet sich ein atemberaubender Blick über die gesamte Stadt. Im Januar wird die Fasilidas-Burg zur Pilgerstätte für viele äthiopisch-orthodoxe Christen, wenn das Timkat-Fest im sagenumwobenen Bad von Fasilidas und damit die Taufe von Jesu Christi mit Musik und Tanz gefeiert wird. Gerade in Gondar hat das Epiphanienfest einen besonders hohen Stellenwert. Liturgie und Prozessionen werden intensiv zelebriert: Heilige Tabot-Tafeln, die Kopien der Gesetzestafeln Moses‘ darstellen, werden aus den Kirchen an einen zentralen Festplatz gebracht, wo Zeremonien in prachtvollen Amtsroben, mit Gebeten, Gesang, Lesungen und Verkündungen sowie mit viel heiligem Weihwasser abgehalten werden.

Sehr schön auch die Debre Brihan-Selassiekirche und besonders das kleine Schloss von König Fasilidas mit einem großen Wasserbecken. Schaut irgendwie aus wie ein kleines Loire-Schloss. Ein toller Beweis der äthiopischen Tribünenbaukunst ist auch zu sehen. Die Vorbereitungen für das große Kirchenfest sind voll im Gang. Natürlich bin auf die Tribüne hinaufgegangen, sie macht absolut keinen Wackler und ist sicher sicherer als manche Eisenkonstruktion bei uns ...

Zum Abendessen fahren wir wieder ein Stück, im Hotel haben wir nur Mittagsbuffet gehabt. Das GONDAR LANDMARK HOTEL mit seinen 4 Stockwerken ohne Lift ist eher eine Bude, schaut aus, wie von den Ostdeutschen in der Hohneckerzeit erbaut. Aber egal, sind eh nur eine Nacht da. Aber wenigstens haben wir von den Zimmern im 4. Stock einen guten Ausblick über die Stadt.

 
 
 
 

14.1.2015 Durch die Simien Berge, über den Wokefit Pass und durch die Tekeze Schlucht nach Axum.
Tagwache 4:15, Frühstück 5 Uhr, Abfahrt um 5:30. Eine ca. 350 km-Etappe steht heute am Programm. Es ist ziemlich frisch am frühen Morgen, ca. 10 Grad. Wir fahren durch die noch verschlafene Stadt mit der spärlichen Straßenbeleuchtung, durch die komplett dunklen Vorstadtsiedlungen und sind bald auf "Überland". Die Straße ist asphaltiert, ab und zu sind ein paar Fußgänger unterwegs, die schwer beladen mit Brennholz oder anderen Sachen von ? zu ihren Hütten unterwegs sind. Nach ca. 50 km und einer Stunde Fahrt machen wir Kaffeepause (und Rauchpause für unsere 3 Raucher) in dem einzigen Lokal (ein Hotel) in Simen, einer kleinen Stadt. Zu meiner Überraschung gibt es ein sehr flottes WLAN - und auch einen guten Kaffee. Weiter geht die Fahrt dann in den Simien-Nationalpark mit seinen schroffen und hohen Bergen. Ab Simen gibt es nur mehr Schotterpiste, das Tempo sinkt manchmal auf flotteres Schritttempo, dann geht's wieder mit schnellen 30 km/h dahin. Die ganze Fahrt ist sehr abenteuerlich. Irre Landschaft, noch ärgere Dörfer. Ab und zu kommt uns ein Linienbus entgegen, die Ausweichmanöver sind sehr interessant.

Die haben hier überhaupt sehr weite Wege, wenn sie in die nächste größere Ortschaft wollen. Oder auf eines der vielen Getreidefelder. Irgendwo und irgendwann in einem größeren Dorf haben wir einen Zwangsaufenthalt, ein Reifenschaden links vorne "bremst" uns. Sofort sind viele Einheimische rund um den Bus, es dauert ca. eine halbe Stunde und der Reifen ist gewechselt. Hoffentlich hält der neue Reifen, weil einen zweiten haben wir natürlich nicht. Wir Weiße sind natürlich für Kinder des Dorfes die absolute Sensation, sie umringen uns, nehmen uns an der Hand und schauen uns mit ihren großen Augen an. Und die Displays auf den Fotoapparaten haben es ihnen auch angetan. Wie sie wohl schauen würden, wenn jemand ein Tablett zum Bilder zeigen verwenden würde?

Weiter geht die Fahrt, und nach etwa einer Stunde hören wir in jeder Rechtskurve vorne links ein komisches, schleifendes Geräusch. Klingt nach Radlagerschaden. Der Fahrer bleibt stehen und sieht nach dem Reifen, auch wir steigen aus und vertreten uns die Beine. Und müssen feststellen, dass die linke Felge sehr heiß ist. Doch unbeirrt fahren wir weiter, zum Glück gibt es "wenige" Kurven und so erreichen wir wieder eine größere Siedlung. Während wir in einem "Hotel" unser Lunchpaket verspeisen, macht sich der Fahrer auf die Suche nach einer Werkstätte, um das Radlager zu wechseln. Und das Wunder geschah: keine Stunde später war der Bus repariert wieder fahrbereit. Weiter geht die Fahrt auf den 3000 Meter hohen Wokefit-Pass. Die Straße ist manchmal sehr schmal, zum Glück kommt aber genau dort meistens der Gegenverkehr .... Der Abgrund am Straßenrand eröffnet herrliche Ausblicke in tiefe Schluchten. Auf gut der Hälfte der Strecke ist dann Baustelle, die Straße wird teilweise begradigt und verbreitert. Was natürlich unser Tempo weiter verringert. Und bei einem steilen Ausbaustück haben wir fast eine Stunde Zwangspause, es wird Abbruchmaterial mit schwerem Gerät beseitigt.

Wir erreichen dann die höchste Stelle unserer Fahrt auf 3200 m, hier gibt es Panorama pur - dann geht's wieder hinunter und weiter durch die Tekeze-Schlucht. Wer den Film "Lohn der Angst" kennt, weiß, wie wir uns fühlten. Wieder unten im "Tal", sehen wir viele Weihrauch- und Baobab-Bäume (Affenbrotbaum), überqueren eine abenteuerliche Brücke bei einem noch abenteuerlicheren Dorf und machen Fotostopp. Im Nu sind wir wieder von Kindern umringt, die uns um Money anbetteln. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich der Ortspolizist auf und vertreibt die Kinder mit scharfen Worten, unterstützt von Schlägen mit einem Stock. Kurz nach diesem Dorf ist die Straße wieder asphaltiert und es geht etwas flotter. Wir fahren jetzt auf einem Hochland in etwa 2700 Meter, viele Hirsefelder auf beiden Seiten der Straße, und immer wieder abenteuerlich anzusehende Häuser. Eines dieser Wohnhäuser besuchen wir, es leben hier die Eltern mit 4 Kindern und ihren Hühnern und Ziegen. Auf ca. 200 m² Grund (nicht Wohnfläche) in einem ca. 15 m² "Haus", im Nebengebäude sind Tontöpfe mit Getreide untergebracht, der Hund liegt wie Snoopy am Dach und schaut uns gelangweilt zu.

Es wird langsam dunkel - und wir erreichen unser Ziel: Aksum, wo wir im SABEAN HOTEL AXUM für 2 Nächte einchecken.

 
 
 
 

15.1.2015 Axum ist die Geburtsstätte der äthiopischen Zivilisation (UNESCO Weltkulturerbe). Hier gibt es gigantische Stelen und Ruinen und u.a. das Gebäude, in dem laut Legende die sagenumwobene Heilige Bundeslade mit den Tafeln der Zehn Gebote aufbewahrt wird.
Um halb 9 fahren wir los, es sind nur ca. 2 km vom Hotel in der "Neuen Stadt" ins alte Zentrum, wo wir mit der Besichtigungstour beginnen. Axum (Aksum) ist die Geburtsstätte der äthiopischen Zivilisation, zur Zeit der Griechen, Römer und Ägypter waren die Axumiter das mächtigste Volk Afrikas. Durch Handelsbeziehungen in den ganzen arabischen Raum und bis nach Indien wurde Axum zu einer blühenden Metropole.

Zeugen dieser Zeit sind der Stelen-Platz, wo wir die Tour starten. Bis heute ist noch unklar, wie die riesigen, an die 25 Meter hohen und bis zu 50 Tonnen schweren Granit-Stelen vom ca. 10 km entfernten Steinbruch hierher gebracht wurden. Auch weiß niemand, ob die größte der Säulen im Laufe der Zeit umfiel oder beim Aufstellen gebrochen ist ...

Wir besichtigen König Kaleb`s Grabmal, die Überreste des Bades der Königin von Saba und das archäologische Museum. Sehr interessant auch die Tsion Mariam-Kirche. Das Gebäude, in dem laut Überlieferung die (äthiopische Version) der Bundeslade aufbewahrt wird, ist streng bewacht und eingezäunt, Frauen dürfen dort nicht einmal in die Nähe. Auch ist das angeschlossene Kloster für Frauen verboten.

Nach dem Mittagessen besichtigen wir noch die etwas außerhalb von Aksum liegenden Reste des Palastes der Königin von Saba, der beherrschenden historischen Person dieser Gegend. Am Rückweg zum Hotel steige ich in der Altstadt aus und spaziere durch den tollen Markt. Natürlich gibt es auch Sachen Made in China, aber vor allem viele Artikel, die hier hergestellt werden, wie Blechgeschirr, Holzarbeiten - und natürlich viel Obst, Gemüse und Gewürze. Die Altstadt ist einfach Spitze, die Leute freundlich, teilweise aber doch ziemlich aufdringlich.

 
 
 
 

16.1.2015 Inlandsflug nach Lalibela. Besuch der Schule und Felsenkirchen, die schon seit mindestens 800 Jahren das spirituelle und religiöse Zentrum des Landes darstellen.
Frühstück 7 Uhr, Abfahrt zum Flughafen 8 Uhr, dann ab 8:20 sitzen und warten, Abflug ca. 10 Uhr 20. Zu sehen bzw. kaufen gibt es im Flughafen nix, deshalb kommt mein Notebook zum Einsatz. Der Flughafen von Lalibela liegt ca. 30 Fahrminuten von der Stadt entfernt in einem breiten Tal, Lalibela selber kann man schon als Gebirgsstadt bezeichnen. So wie bisher ist auch die Fahrt durch das Hochland ein Erlebnis. Immer wieder tauchen aus dem Nichts Leute am Straßenrand auf, dann sehen wir wieder Häuser, die eher die Bezeichnung Hütten verdienen. Es ist für uns nur schwer vorstellbar, unter solchen Verhältnissen bzw. Bedingungen zu leben. Wohnen kann man eigentlich gar nicht sagen.

Gleich am Ortsanfang biegen wir zur örtlichen Schule ab, wo an die 800 Kinder in den Schulstufen 1 bis 8 unterrichtet werden. Wir haben die Ehre und das Vergnügen, zwei Klassen zu besichtigen. Ganz toll finde ich auf einem Gebäude angebrachte Beschriftung mit dem Ehrencodex der Lehrer. Ob der auch weltweit Gültigkeit hat?

In Lalibela ist ein riesiges Bau-Camp angesiedelt, Chinesen bauen hier an einer Überlandstraße. Allerdings nur mit eigenen Leuten, die extra aus China eingeflogen werden, einheimische Arbeitskräfte werden nicht angestellt. Die Stadt liegt auf einigen Hügeln verstreut, es herrscht sehr reges Leben. Wir kommen zu unserem MOUNTAIN VIEW HOTEL LABILELA, von wo aus wir einen traumhaften Ausblick über das Hochland haben. Und in ca. 1 km Entfernung steht das futuristische Speiselokal, das eine 70jährige Engländerin vor ein paar Jahren errichtet hat. Wir haben dort unser Abendessen, es war alles vom Feinsten. Eigentlich nicht zu glauben, dass wir in einem der ärmsten Länder der Erde sind.

Nachdem wir unsere Koffer in den Zimmern verstaut hatten, fuhren wir zu den Felskirchen. Seit mindestens 800 Jahren sind diese Kirchen das religiöse Zentrum Äthiopiens und werden heute noch für Gottesdienste benutzt. Die Kirchen wurden von König Lalibela in Auftrag gegeben und auf die Art erbaut, dass auf dem Tuff-Felsplateu die Grundrisse der Kirche ausgesteckt wurden. Dann begann man rund herum das doch relativ weiche Gestein auszuheben, bis nur mehr der Block der Kirche übrig blieb. Der wurde dann von unten weiter ausgehöhlt und bearbeitet, bis die mehrstöckigen Kirchen fertig waren. Die "versenkten" Kirchen waren daher einerseits gut gegen die Stürme in immerhin 2.500 Meter Seehöhe geschützt, andererseits waren sie von angreifenden Feinden nicht leicht zu entdecken und damit auch nicht zu zerstören. Aus dem Aushubmaterial entstanden viele Häuser in der Umgebung, der Rest wurde in den umliegenden Tälern deponiert.

In Lalibela leben heute noch sehr viele Menschen in Hütten, wie vor hunderten Jahren. Im Erdgeschoss ist der Unterstellplatz für die Tiere, die Leute wohnen im 1. Stock. Vor einigen Jahren wurde jedoch begonnen, die Leute in "normalere" Häuser umzusiedeln, viele der alten Hütten wurden renoviert und sind heute ein touristisches Highlight.

 
 
 
 

17.1.2015 Weitere Kirchenbesichtigungen in Lalibela - und Spaziergang durch den Markt.
Heute besichtigen wir weitere Kirchen, und immer wieder sind wir fasziniert von der Leistung der damaligen Bauherren. Am Bild links unten ist genau zu sehen, wie die Kirchen aus dem Gestein "gekratzt" wurden, diese Kirche ist nicht fertig gestellt worden. Am mittleren Bild sieht man, wie Wind und Wetter dem weichen Tuffgestein im Laufe der Jahrhunderte zugesetzt haben. Am Fuße in gut 20 Meter Tiefe ist die Fassade noch glatt, je höher man schaut, desto genauer sieht man die Spuren der Zeit. Deshalb hat sich die UNESCO vor einigen Jahren entschlossen, die Kirchen mit einem Schutzdach zu versehen. Schön sieht das allerdings nicht aus, aber es dient dem Erhalt dieser einzigartigen Bauwerke.

Am Rückweg von den Kirchen können wir durch den Markt gehen. Einmal im Monat kommen von den umliegenden Dörfern und den weit verstreuten Siedlungen bzw. Einzelhütten die Leute hier zusammen, um zu kaufen und verkaufen. Hauptsächlich werden Schafe, Ziegen, Hühner, Esel und diverse Getreidesorten verkauft bzw. getauscht, aber auch einen Händler mit original chinesischen Sandalen in knallrot bzw. giftgrün haben wir gesehen. Der Spaziergang durch diesen Markt mit seinen 1000en Leuten war sicher einer der Höhepunkte der Reise.

 

 
 
 
 

18.1.2015

Flug nach Addis Abeba, Besuch des Timkat-Festes, Abschieds-Dinner mit Folklore und Transfer zum Flughafen
Wieder einmal werden wir zeitig aus dem Bett geholt, nach dem Frühstück geht's nämlich zu den Felsenkirchen, wo auf Grund des heutigen Feiertages (Taufe Jesu) das heiligste Relikt gezeigt wird: das Kreuz von Lalibela. Sehr viele Leute, fast alle in weiß gekleidet, säumen den Weg zu den Felsenkirchen, auch um die Kirchen herum ist viel Betrieb. Mars hat es irgendwie organisiert, dass wir in die Kirche dürfen und ganz nahe zum goldenen Kreuz kommen.

Danach Fahrt zum Flughafen, die übliche Warterei bis zum Abflug nach Addis Ababa. Und wieder: ein traumhafter Ausblick auf das äthiopische Hochland mit den riesigen Bergen, den flachen Hochebenen und extrem tiefen Schluchten. Deutlich zu sehen auch die vielen einzelnen Hütten und Ackerbau-Flächen.
Nach der Landung fahren wir quer durch die Stadt zum Ethnologischen Museum, das uns aber nicht mehr allzu viel interessiert. Nicht alle machen die Führung bis zum Ende mit ...

Natürlich führt uns Mars auch zum Timkat-Fest (18. und 19. Jänner), das zu den hohen orthodoxen Feiertagen Äthiopiens zählt und als einer der eindrucksvollsten Festtage des Landes beschrieben wird. Das Epiphanias-Fest erinnert an die Taufe Jesu im Jordan. Am Vortag (18.) werden die heiligen geweihten Tabot-Tafeln, die Abbilder der 10 Gebote, gut verhüllt vor den Augen der Gläubigen von den Kirchen in feierlichen Prozessionen zu auserwählten heiligen Taufplätzen gebracht.

Die Prozessionen werden von tausenden Gläubigen unter Gesängen und Gebeten begleitet. Kirchliche Insignien, große silberne Kreuze, prachtvolle Festkleidung sowie kostbare Sonnenschirme aus Samt und Brokat blitzen aus dem Prozessionszug hervor. Spezielle Gottesdienste werden dann an den Taufstellen abgehalten, wo sich die Gläubigen zu den Zeremonien versammeln.

Das Dabeisein bei dieser Prozession war der würdige Abschluss unserer Reise. Gegen Abend fuhren wir zu einem tollen Restaurant, wo das übliche Buffet samt Kaffeezeremonie auf uns wartete. Auch eine Folkloregruppe unterhielt uns mit einem sehr ansprechenden Programm. Gegen 8 Uhr fuhren wir zurück ins Hotel, um 22 Uhr ging es dann zum Flughafen, wo wir jeder für sich selber einchecken mussten. Ich war der Erste - und konnte einen fußfreien Gangplatz in der Notausstiegsreihe ergattern. Hat schon was, wenn bis zum Vordersitz fast 1 Meter Abstand ist ...

 
 
 

19.1.2015

Nachtflug von Addis Abeba nach Wien So um ein Uhr hab ich ein Tabletterl geschluckt, den Start um halb 2 hab ich gar nicht mehr mitbekommen. Zum Essen gegen 4 Uhr wurde ich geweckt, hab mich aber nur "umgedreht" und weiter geschlafen, bis ca. 1 Stunde vor der pünktlichen Landung in Wien. Der Koffer war auch da, dann begann erst die richtige Weltreise. Mit der S7 nach Rennweg, weiter zum Südbahnhof, dann nach Villach. Dauerte alles zusammen länger als der Flug von Addis Ababa nach Wien ....

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