RUNDREISE DURCH ASERBAIDSCHAN


so rund ist die Reise eigentlich nicht, eher gerade durch ...
Donnerstag, 27.6.
Ich habe heute Georgien verlassen und bin in Aserbaidschan  angekommen. Die Ausreiseformalitäten aus Georgien waren gleich erledigt, dann durfte ich gut 200 m zum Abfertigungsgebäude auf der anderen Seite gehen. Schöner Spaziergang in der heißen Sonne mit zwei Koffer. Pass- und Visumkontrolle dauerten keine 5 Minuten und ich durfte auf der anderen Seite wieder an die 200 m "spazieren" - und mehreren Taxifahrern erklären, dass ich ein Mietauto erwarte. Mit 10 Minuten Verspätung ist dann tatsächlich mein Hunday Tucson eingetroffen, sehr fast neues Fahrzeug - Kilometerstand: 6.007 
Ich fuhr durch wenig unterschiedliche Landschaft im Vergleich zu Georgien 155 km nach Sheki, eine der vermutlich ältesten Siedlungen des Kaukasus. Google-offline navigierte mich problemlos zum 4* MinAli Boutique Hotel, ein sehr schönes und komfortables Haus. Außer einem Abendessen im Restaurant Shaki Khan tat ich nichts mehr, dazu ist auch morgen Zeit.
Freitag, 28.6.
Um halb 10 gehe ich langsam (es ist nämlich sehr warm) ins Stadtzentrum zum Basar. Ich liebe diese vielen Verkaufsstände, die unheimliche Vielfalt, das Gedränge - ich bin einfach basargeil. Nach einer guten Stunde bin ich durch und suche noch einen Melonenverkäufer, der etwas kleinere hat, weil eine 6 Kilo-Melone trage ich nicht zum Hotel. Ich entdecke eine mit ca. 3 Kilo, kostet 1,75 Manat, ca. 90 Cent. Mangels Kleingeld lasse ich dem Verkäufer die 25 "Groschen", er hat eine ehrliche Freude und schenkt mir eine Zuckermelone dazu - also doch ca. 5 Kilo zum ins Hotel tragen.

Nach einer Zimmerstunde fahre ich ca. 6 km ins malerische Dorf Kish, wo es eine unter dem Norweger Thor Heyerdahl rekonstruierte christlich-albanische Kirche zu bestaunen gilt. Gestaunt habe ich auch über die Straße zum Kirchlein. Abseits der guten Hauptstraße (Einzahl!) schaut es ganz anders aus, man glaubt sich oftmals in einem ausgetrockneten Bachbett, nicht alle PKW haben genug Bodenfreiheit, um diese Wege zu befahren. Die Zufahrt zum großen Spa-Hotel ist natürlich mercedestauglich ...

Am Rückweg fahre ich noch zum Khanspalast (18. Jahrhundert), der seine besten Zeiten aber schon lange hinter sich hat. Die Gebäude sind nicht sehenswert, die Ausstellung von Handwerkkünsten und Trachten dafür schon.

An der Straße zurück nach Sheki (ehemalige Seidenstraße) sehe ich einige Karawansereien , eine davon schaue ich mir genauer an, sie beherbergt viele kleine Läden mit allen möglichen Gebrauchsgegenständen, es gibt Konditoreien (den Job beherrschen sie hier!!!!), Kaffeehäuser und so weiter. Nicht nur von außen schaut die Karawanserei gut aus, auch innen ist sie sehr schön, es gibt 84  Hotelzimmer auf 2 Etagen und einen großen Souvenirladen.

Samstag, 29. Juni
Das erste Mal seit Tagen kein blauer Himmel, aber trotzdem sehr warm, es regnet sogar kurz. Heute beginnt in Sheki das Seidenstraßen-Musikfestival, Auftakt ist um 10 Uhr im Garten des Khan-Palastes. Ich fahre die 2 km hinauf, schaue und höre mir eine Trommlergruppe an und mache mich auf die Weiterreise,  Folkloregruppen gibt es heute am Eröffnungstag leider keine zu sehen. Und eines ist auch geklärt: ich weiß jetzt, wieso die Straßen und Plätze so holprig zu begehen sind, da wird nämlich der ganze Füllsand weggekehrt und übrig bleiben die Steine.

So wie auf der Strecke von Georgien bis hierher ist die Landschaft auch auf dem Weg nach Osten: viele Laubwälder, hauptsächlich Eichen links und rechts der Straße, die ich mir auch wieder mit Kühen teilen muss. Später weichen die Bäume zurück und machen Getreidefeldern Platz. Über viele Kilometer sind abgeerntete, goldbraune Felder zu sehen. An sehenswerten Dörfern ist die Gegend arm, einzig das Dorf Nidj lockt mit seiner albanisch-griechischen Kirche. Es findet auch gerade der Markt statt, ich steige aber nur bei der Kirche und einem Museumsstück zwex Foto aus.  Auf der Weiterfahrt sehe ich ein Denkmal an die "gute alte Zeit" und werde beinahe  von einem Fuhrwerk rechts überholt ...

Weiter fahre ich meinem heutigen Ziel, dem Bergdorf Lahich, entgegen. Interessant sind die vielen Verkaufsstände von Obst, Gemüse und heißem Brot am Straßenrand (schmeckt 1A), die Hängebrücke schau ich mir nur von oben an, ist nichts besonders, nur ein paar Deutsche kreischen vor Vergnügen.

Im authentischen Dorf Lahich (GH Evim Otel) am Rand des Großen Kaukasus gehen die iranischstämmigen Tats dem alten Handwerk der Metallgravur nach, es gibt viele andere Geschäfte mit Souvenirs aller Art. Lahich liegt fast am Ende eine Seitentales, 19 km von der Hauptstraße entfernt, die Straße steigt stetig an, ist teilweise recht holprig. Fantastisch die Aussicht auf die hohen Berge des Kaukasus, auch die tiefen Schluchten sind schön anzuschauen. Es wäre ein wunderschönes Gebiet für Wanderferien. Zum Abendessen gibt es bereits das fünfte Mal in den letzten 6 Tage Lammcevapcici und Lammkotelette mit Tomaten- und Gurkensalat. Schweinefleisch ist hier scheinbar nirgends am Menüplan, obwohl der Islam in Aserbaidschan nicht die einzige Religion ist - und das ohne irgendwelche Bedeutung (Kirche und Staat sind streng getrennt), auch die Moscheen sind selten und sehen eher ärmlich aus.

Sonntag, 30. Juni
In der Nacht hat es eine Weile geschüttet, was herunter geht, ich wurde auch mehrmals durch Donner geweckt. Hoffentlich gibt es keine Muren, weil dann sitze ich im Tal fest. Und genau so war es, beim Frühstück erfuhr ich, dass die Straße ins Tal zwex Erdrutschen und Muren noch eine Stunde gesperrt ist, die Räumgeräte sind schon seit dem Morgen aktiv. Mehrmals werfe ich prüfende Blicke in die steilen Felswände, als ich dann auf der teils ziemlich schlammigen Straße unterwegs bin. Aber gut ist es gegangen, nix is geschehen. Der Regen wird wieder stärker, als ich den Gebirgskamm in den Süden überquere, ist die Sicht teilweise sehr schlecht, es wird aber besser,  je näher ich dem Meer komme.
Die Gegend ist im wahrsten Sinn des Wortes WÜST. Sandwüste und Steinwüste wechseln sich ab, zu sehen gibt es nichts. Die letzten Kilometer nach  Qobustan scheint schon wieder die Sonne. Im dortigen Nationalpark gibt es abenteuerliche Felsformationen zu bestaunen, woher die im Flachland kommen, weiß wohl niemand. Lange halte ich mich aber nicht auf, es weht ein ziemlich starker Wind, die Luft ist teilweise voll von Wüstenstaub. Eigentlich wollte ich auch noch zu den Schlamm spuckenden Minivulkanen in der Nähe fahren (eigentlich Geysire, aus denen Schlamm blubbert), aber auf der Zufahrtsstraße war die Sicht durch den Sandsturm nur minimal, ich drehte um - eben keine Geysire.
Problemlos fand ich mein GRAND HOTEL (gesamt gefahren: 1.720 km, Super92 kostet ca. 50 Cent) und bezog meine Suite (ja, ca. 60 m² groß). Ein erster, kurzer Erkundungsgang führte mich zum nahen Qis-Park, ein Kaffeehaus macht mit ILLY-Kaffee Werbung, ich kehrte ein .... Mein Mietauto hätte am Nachmittag abgeholt werden sollen, um halb 8 ist es immer noch da, hätte mir viel mehr Zeit lassen können. Nach einem gesunden Abendessen ist bald Zimmerstunde angesagt, die Aussicht auf die Skyline ist nicht schlecht ....

Montag, 1. Juli
21 Grad, Wolken und dazu ein fester Wind. Baku ist ja nicht umsonst die Stadt des Windes. Pünktlich halb 10 ist mein Guide da und der erste Teil der Besichtigungsrunde in der knapp 3 Millionen zählenden Stadt kann beginnen. Wir spazieren ziemlich kreuz und quer durch die Straßen und landen schließlich in der Altstadt, die komplett von einer Stadtmauer umgeben ist. Viele historische Bauten, Museen und Denkmäler gibt es zu bestaunen. Viele toll aussehende Häuser sind aber nur außen renoviert worden, im Inneren schaut es eher schlecht aus, erklärt mir mein Guide. Viele der Wohnungen sind ohne jeden Komfort, auch stehen sehr viele leer. Aber durch die schönen Fassaden wird das Stadtbild gewahrt.

Nach einer Mittagspause fahren wir mit dem Linienbus in die Oberstadt, wo eine schöne, 1990 von den Türken gespendete Moschee neben der Aussichtsplattform steht. Im Park sieht man viele Gedenktafeln für die Gefallenen vom Nachbarschaftskrieg. (Der Bergkarabachkonflikt ist ein Konflikt der Staaten Armenien und Aserbaidschan. Nach dem Krieg 1992 bis 1994 beansprucht Aserbaidschan weiterhin Bergkarabach als aserbaidschanisches Territorium, seit 1994 gibt es einen wackligen Frieden. Die Republik Bergkarabach erklärte sich für unabhängig, wird bisher international aber von keinem Mitgliedstaat der Vereinten Nationen anerkannt). Ebenfalls von der Türkei geplant und mitfinanziert wurden die Hochhäuser FLAME  TOWERS. Aserbaidschan hat überhaupt eine sehr enge Beziehung zur Türkei, Schrift und Sprache sind ziemlich ähnlich. 

Dienstag, 2. Juli
Heute starte ich mit meinem Guide um halb 10 mit einem PKW. Erstes Ziel ist das von der berühmten Architektin Zaha Hadid (baute auch die Sprungschanze in Innsbruck) errichtete Veranstaltungszentrum Heyda Aliyev Center. FASZINIEREND würde Spock sagen, nicht nur das Gebäude, auch die Aussicht auf die Stadt.

 

Nächste Station der Rundfahrt war der "brennende Berg", ca. 30 km außerhalb Bakus. Am Hang eines Kalksteinhügels steigen aus einem zehn Meter breiten Grat bis zu drei Meter hohe Flammen. Dieser Ort wird als Yanar Dag, der brennende Berg, bezeichnet. Das Feuer brennt dort seit dem Altertum und ist das Ergebnis eines riesigen unterirdischen Erdgasvorkommens, welches an die Oberfläche gedrückt wird und dort in Brand geraten ist. Schon Schriftsteller wie Marco Polo haben damals auf ihren Reisen davon berichtet.

 

Interessante Stationen der Rundfahrt sind auch das ethnographische Schutzgebiet Gala mit Resten menschlicher Siedlungen, die sich auf ca. 3000 vor Christi datieren lassen. Sehenswert und unterhaltsam ist das Museum WASTE TO ART, wo verschiedene Künstler Abfälle aller Art zu Kunstwerken verarbeitet haben.

 

Zum Schluss stoppen wir noch beim Feuertempel Atashqakh, dem "Haus des Feuers", einem festungsartigen fünfeckigen Komplex, der eines der Heiligtümer der Zoroastrier (Zarathustra-Religion) ist.

 

Mittwoch, 3. Juli
Einmal geht noch, einmal geht noch leicht. Ich hab noch einiges zu besichtigen, bevor es morgen zurück in die Heimat geht. Als Formel 1 Fan interessiert mich natürlich die Strecke, die rund um die Altstadt führt. Also spaziere ich nochmals in die Altstadt, durchquere sie und wandere dann an der fantastischen Strandpromenade bis zum Fahrerlager, das ich umrunde und dann geht's auf der anderen Straßenseite wieder zurück.

Aserbaidschan hat vor einigen Jahren einen 10jahresvertrag mit der Formel 1 abgeschlossen und dafür ein Fahrerlager hingestellt, das außer an den Renntagen nicht benutzt wird. Gebaut wird viel, vor allem hoch und sehr modern. Auch haben sie nach dem Sieg im europäischen Songcontest für die Austragung des nächsten ein Veranstaltungsgebäude für 20.000 Zuschauer gebaut, das aber jetzt vielleicht 3 oder 4 mal im Jahr benutzt wird. Gar so zufrieden war die Bevölkerung mit den Entscheidungen der Politiker nicht - aber dafür gibt es schon seit Jahren ein ABSOLUTES RAUCHVERBOT in öffentlichen Gebäuden, wozu auch Restaurants und Imbissbuden zählen. Da hat sich aber niemand aufgeregt und die Gastwirte sind auch nicht pleite gegangen :-)

Na, egal, ich sehe noch ein Wohnmobil Kennzeichen NORWEGEN und beende die Rennstreckenrunde beim berühmten FOUR SEASONS HOTEL, mache noch eine Runde durch die Altstadt, der MAIDEN TOWER mit seinen 144 Stufen wartet noch, es geht ja auch um die Aussicht auf die Stadt.

Und das war es dann, die Handy-App meldet 24.700 Schritte - das reicht. Noch ein verspätetes Mittagsessen, dann ist Zimmerstunde und packen angesagt.

Donnerstag, 4. Juli
Transfer zum Flughafen um 10 Uhr, Planabflug nach Istanbul um 12:55, Umsteigen und Weiterflug nach Laibach, geplante Ankunft 19:05. Und wie heißt es so schön: nach einer Reise ist vor einer Reise ....